Lanzarote – Salzburg – Inzell
Eisflitzerin Anni Friesinger (30) ist nicht zu halten. Nach ihren Weltcup-Triumphen Nr. 50 und 51 in Erfurt, jeweils über 1000 m, reiste „Super-Anni“ inzwischen zur nächsten Trainings-Station. Vorher stand sie Rede und Antwort.
50 Weltcup-Siege – war Ihnen vor dem Start in Erfurt schwummrig?
Anni Friesinger: „Es ist schon nervig, wenn man immer wieder darauf hingewiesen wird. Ich kenne die Erfurter Halle gut, habe hier schon richtig tolle Zeiten erreicht. Da ich gern in Erfurt bin, habe ich die Aufregung weggedrückt. Mit 1:15,71 Minuten über 1000 m war ich sieben Zehntel vor der Zweiten, das ist ein ziemlicher Vorsprung.“
War Ihre Entscheidung richtig, vom Mehrkampf auf den Sprint umzusteigen?
Anni Friesinger: „Sehr richtig. Der Mehrkampf ist nicht für alle Zeiten abgebucht. In diesem Jahr konzentriere ich mich ganz auf den Sprint. Ich werde jetzt meine Sprintfähigkeit über 500 m ausbauen, dann wird die Sprint-WM im Januar in Heerenveen ein spannendes Event. Meine Topstrecke bleiben weiterhin die 1500 m. Meine mehrjährige Weltrekord-Distanz schreibe ich nicht ab. Zur Einzelstrecken-WM im März sind die 1500 m wieder ein großes Thema.“
Sie tauchen mal hier und mal da auf. Wo leben Sie im Moment?
Anni Friesinger: „Mein Hauptwohnsitz ist nach wie vor Salzburg. Eine ziemlich sichere Stadt mit einer hohen Lebensqualität. Ich fühle mich dort wohl und werde vorerst dort bleiben. Mein Heimat-Eisstadion ist weiterhin Inzell. Im Winter verbringe ich auf dem Inzeller Eis die meisten Trainingstage. Seit Gianni Romme mein Trainer ist, halten wir uns zum Athletiktraining öfter auf Mallorca auf. Ganz selten sind wir in Holland. Zum Glück finden in Holland zahlreiche Wettkämpfe statt. Ich nutze das und reise meist zwei bis drei Tage eher an. Dann wohne ich bei meinem Freund Ids Postma. An den Wettkampftagen ziehe ich immer zur Mannschaft ins Hotel.“
Wollen Sie sich einmal ganz bei Ids Postma in Holland niederlassen?
Anni Friesinger: „So ist es angedacht. Ich ziehe aber erst auf den Bauernhof, wenn das Haus renoviert ist. Heirat und Familie ist alles auf 2010 nach den Olympischen Winterspielen verschoben. Nach Vancouver will ich mit dem Eisschnelllauf Schluss machen.“
Ihr Lebenskamerad Ids Postma hat sicher viel Verständnis für Sie, oder?
Anni Friesinger: „Wir sind uns einig und haben alles gemeinsam abgesprochen.“
Ids war, wie Sie, Eisschnelllauf-Olympiasieger. Jetzt betreibt er eine Landwirtschaft. Wollen Sie auch einmal dem Ruf folgen ‚Bauer sucht Frau’ und auf dem Hof einsteigen?
Anni Friesinger: „Ids hat einen ziemlich großen Milchbetrieb mit 300 Kühen. 200 davon werden täglich gemolken. Der Rest sind Kälber. Ich werde kaum in die Landwirtschaft gehen. Ein Leben auf dem Bauernhof schließt nicht aus, dass ich einem Job auf meinem Gebiet im medialen Bereich oder dem Marketing anstrebe. Auf keinen Fall werde ich Trainer.“
Sind die Weihnachtstage schon verplant?
Anni Friesinger: „Zunächst tanken wir Wärme beim Radtraining in Lanzarote. Am 23. Dezember kommen wir zurück, dann besuche ich in Salzburg schnell die letzten Stunden des Weihnachtsmarkts. Ich rieche so gern den Duft von Gewürzen, Glühwein und Tannengrün. Das Weihnachtsfest verbringe ich mit meiner Mutter, meiner Schwester Agnes und Ids in meiner gemütlichen Wohnung in Salzburg bei Glühwein, Kerzenschein und leckerem Essen. Ab zweiten Feiertag wird wieder trainiert.“
Wann sehen wir Sie wieder in Inzell?
Anni Friesinger: „Schon am zweiten Weihnachtstag beim Training und dann vom 4. bis 6. Januar bei den Deutschen Meisterschaften.“