Kartenspielen in Livigno
(von Moritz Geisreiter) Trainingslager sind zum Durchziehen da. Von den meist mehrwöchigen Aufenthalten in und um Deutschland profitiert man dabei nicht nur von den bloßen körperlichen Belastungs- und Entlastungsphasen, die der Trainingsplan vorgibt. Vielmehr sind Trainingslager auch eine interessante Herausforderung für die Gemeinschaft der Sportler, der man stets aufs Neue begegnet.
Livigno ist im Grunde ein schlechtes Beispiel. Gemütliche Zimmer, tolles Essen und dazu (ganz aktuell) reizendes Hotelpersonal, das einen über den Tresen lächelnd begrüßt- Lagerkoller setzt hier verzögert ein. Der grundsätzlich gute Draht zueinander und die laufende Fußballweltmeisterschaft taten ihr Übriges dazu, dass die freien Stunden oft gesellig wurden. Mir hat Livigno diese Jahr richtig Spaß gemacht. Wenn man einmal etwas genauer hinschaute, spürte man eines trotzdem: eine gewisse Anspannung lag über der Mannschaft.
Vor allem die Herrenmannschaft ist in ihrer diesjährigen Zusammensetzung ganz neu. Mit vielen der Jungs, die zum Teil bis letztes Jahr mit Bart Schouten in Berlin trainierten, bestreite ich zum ersten Mal gemeinsam das Sommertraining. So entstand aus Alexej, Eric, Nico, Patrick, Robert und mir die Männertruppe der in Livigno anwesenden Mehrkämpfer- ein Novum. Der Anfang unseres gemeinsamen Trainings war spannend. Und am spannendsten waren die Berge.
Der Trainer kann so eindringlich zur disziplinierten Beachtung der Pulswerte mahnen, wie er nur will. Wenn ein Haufen Einzelsportler auf Rennrädern eine Passstraße hochdrückt, stellt sich ihnen ganz automatisch die Frage, wer von den anderen wohl schon wie fit ist. Und diese Frage will auch beantwortet werden.
Nicht, dass wir offene Duelle nötig gehabt hätten. Ohnehin wusste jeder, dass zu diesem Zeitpunkt gewisse Grenzen an Trainingshärte besser noch nicht überschritten werden. Doch im groben Rahmen der angemessenen Belastung wurden doch kleine subtile Kräftemessen veranstaltet. Die Berge werden eben nie langweilig…
Was aber wäre Pässe fahren ohne Laktatlisten! Am Abend lenkte Andreas weißer Zettel unsere Aufmerksamkeit kurzzeitig weg von der Pasta (mmmh) und gaben erst dann die Rückmeldung darüber, ob man das individuell richtige Maß an Belastung getroffen, ob man gut trainiert hatte. Und wenn man die eigenen Werte dann noch schnell mit denen der anderen Jungs vergleicht, dann ist das die insgeheime Trainingsauswertung, auf die man freudig gespannt war. Gut in Form ist nämlich nicht, wer als erster auf dem Berg ist, falls er sich dabei das Laktat nur so um die Ohren haut. Die ein oder andere vermeintliche Bergziege vom Vormittag wurde so entlarvt. Manch Nachzügler am Berg wird bestätigt, weil er als Einziger diszipliniert genug geblieben ist. Die so unscheinbare Laktatliste lässt also nicht selten erkennen, wer lässig und souverän sein Ding durchzieht, bzw. wer schon jetzt aufzeigen will und überpacet.
Genau das ist in meinen Augen ein wesentlicher Reiz an unseren gemeinsamen Trainingslagern, von denen es dieses Jahr noch so viele geben wird. Klar- wir alle sind Einzelsportler, die sich zwar gegenseitig im Training pushen können, aber letztlich alleine am allerbesten funktionieren müssen. Genauso wesentlich und wertvoll ist es aus meiner Sicht jedoch, dass ein Mannschaftsgefüge entsteht, in dem man sich beizeiten auch Schwächen eingestehen kann, anstatt den anderen gegenüber immer zu pokern. Eben so wünsche ich mir unser Herrenteam für die kommende Saison: die Karten auf den Tisch, Jungs! Es wird gut sein.
Nicht nur Training
(von Dominique Thomas) „Ab in die Berge mit hoffentlich viel Sonne zum Radfahren“, dachten sich die deutschen Eisschnellläufer bei ihrem ersten gemeinsamen Trainingslager im Sommer 2010, welches am letzten Freitag endete. Doch das Wetter hatte andere Pläne. So regnete es fast die ganze erste Woche lang bei Temperaturen um die 10°C und machte das Radtraining zu einem nass-kalten Erlebnis. Das Highlight zeigte sich nach einer Woche am frühen Morgen: Schnee bedeckte Livignos Straßen und Wiesen.
Das hielt die Eisschnellläufer dennoch nicht davon ab, an diesem Tag die Berge zu erklimmen. Die folgenden Tage wurden immer wärmer und das geplante Training konnte in seinem Umfang ohne Probleme absolviert werden.
Doch Livigno hatte außer zunehmender Sonnenscheindauer noch anderes zu bieten: nach jeder anstrengenden Einheit genossen die Sportler, Trainer und Betreuer die leckere italienische Küche und an freien Nachmittagen wurde günstig u.a. Parfüm geshoppt. Doch nach 3 Wochen in den Bergen sehnten sich alle danach in die Heimat zurückzukehren. Zurzeit befindet sich jeder in seinem Stützpunkt, bevor sich alle nächste Woche in Berlin zur KLD und anschließend in Erfurt zum Sommereislehrgang wiedertreffen.