In der Weltspitze mitbestimmen
Die DESG gehört zu den erfolgreichsten deutschen Wintersportverbänden. Sind Sie der Meinung, dass die Erfolge in der Öffentlichkeit entsprechend Niederschlag finden?
Heinze: Der deutsche Eisschnelllaufsport hat durch unsere Weltklasseathletinnen einen guten Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung und internationalen Sportwelt. Der Fokus richtet sich oftmals stark auf die erwartete Siegleistung und die nach dem Motto “bad news are good news” initiierten “Nebenkriegsschauplätze”. Hervorragende Leistungen und Platzierungen bei internationalen Meisterschaften oder Weltcups erfahren teilweise zu wenig Anerkennung. Insbesondere Männerbereich und Shorttrack leiden zum Teil unter geringer Medienpräsenz. Von der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen zu werden aber ist eine enorm wichtige Motivation im Leistungssport. Deshalb benötigen wir eine Erweiterung der Öffentlichkeitsarbeit, um mehr Menschen, besonders Kindern und Jugendlichen, die Eleganz, Dynamik und Spannung unserer Sportarten näher und in ihre Herzen zu bringen.
Darf die dennoch zunehmend größere Schar der Eisschnelllauf-Fans hoffen, dass die Erfolgsspur in Richtung Vancouver 2010 ihre Fortsetzung findet?
Heinze: Der heutige “Trainings- und Arbeitsschweiß” unserer Sportler und Sportlerinnen, des Trainer- und Betreuerteams fließt eindeutig in die Zielrichtung für ein erfolgreiches Abschneiden in Vancouver. Neue Trainingsmittel und Ausbildungsmethoden sollen helfen, dass weitere Aktive konkurrenzfähige Leistungen für eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit der immer schneller werdenden Weltspitze erreichen. Der Ehrgeiz unserer Leistungsträgerinnen, das Niveau der Weltspitze weiterhin mitzubestimmen, ist ungebrochen.
Der Hochleistungssport steht auch in Sachen Doping im Fokus. Mit welchem Gefühl verfolgten Sie die Tour de France?
Heinze: Was die Sucht nach Profit an Verlogenheit, Betrug und Unfairness derzeit zu Tage fördert, verursacht Zorn und Ratlosigkeit über soviel Unsportlichkeit. Der Sportler funktioniert offensichtlich als ein Zahnrad in diesem Teufels Räderwerk, das kennzeichnet die eingesetzte kriminelle Energie.
Es ist bitter anzusehen, wie der schöne Radsport durch den Betrug einzelner Profis und Teams demontiert wird und in seinem Sog zahllose Sportarten und Sportler unter Generalverdacht gestellt werden. Im gleichen Atemzug werden undifferenzierte Empfehlungen, Forderungen nach Strafen oder Sanktionen laut. Und die große Mehrheit der ehrlich trainierenden Sportler rückt damit mit in den Fokus. Gleichzeitig geraten die intensiven Bemühungen der Aktiven, Verbände und Politik für einen Doping freien Sport ins Hintertreffen – werden gar ad absurdum geführt.
Die Sportler/innen, Trainer, Mediziner, Betreuer und Funktionäre der DESG haben sich für den Anti-Doping-Sport verpflichtet und verurteilen auf das Schärfste den bewussten Missbrauch von Mitteln zum Zwecke des Dopings. Der Verband stellt sich vom Grundsatz vor seine Aktiven und unternimmt gemeinsam alle Anstrengungen, um die gültigen Richtlinien der NADA, WADA und des DOSB umzusetzen. Er sieht in der Prävention eine gute Chance, dem “ausbrechen” so genannter schwarzer Schafe entgegenzuwirken.
Das IOC hat Olympische Spiele ab 2010 für Jugendliche beschlossen. Nicht nur Prof. Digel hat sich kritisch mit dieser Neuerung auseinandergesetzt. Besteht das Problem, Heranwachsende zu früh unter Leistungsdruck zu setzen?
Heinze: Die DESG akzeptiert diesen Beschluss des IOC. Begegnung und Motivation für junge Athleten ist eine Begründung, gegen die man sich nicht stellen sollte. Diese Zielstellung verfolgt nicht nur der Sport, wenn ich an andere Organisationen denke.
Seit Jahren gibt es bereits ähnliche Veranstaltungen auf europäischer Ebene in den Sommer- und Wintersportarten, die von den Verbänden (auch vom DLV) beschickt werden und teilweise viel Zuspruch bei den Teilnehmern erfahren.
Bevor überhaupt die Inhalte und das Reglement bekannt sind, zeigen voreilige Vorverurteilungen, dass man nicht bereit ist, darin eine Chance für die Sportentwicklung zu sehen.
Entscheidend für die DESG wird sein, dass dieser Wettbewerb den langfristigen Leistungsaufbau der Jugendlichen nicht gefährdet und die bestehenden nationalen und internationalen Wettkampfsysteme dadurch nicht auf den Kopf gestellt werden. Die Bewertung des sportlichen und öffentlichen Stellenwertes dieser Jugendspiele und daraus resultierende Vorgehensweisen, entscheiden die Föderationen und Verbände weiterhin autonom.
Der Eisschnelllauf-Kalender 2007/2008 beinhaltet Highlights wie Sprint-Weltcups in Erfurt und Inzell, Allround-WM in Berlin. Dürfen wir uns auf “holländische Begeisterung” bei diesen Heimspielen freuen?
Heinze: “Na Klar” sagt der Berliner. Die DESG und die Organisationsbüros der Ausrichter sind sich der Ehre und Verantwortung bewusst und unternehmen mit der Unterstützung der DKB-Service GmbH große Anstrengungen, um diese Highlights zu einem Erlebnis für den Eisschnelllaufsport werden zu lassen. Inzell, Berlin und Erfurt haben mehrfach ihre Fähigkeiten als Veranstalter bewiesen. Die WM in Berlin kann sich der wahrhaften holländischen Begeisterung kaum erwehren. Wenn es danach ginge, wären schon alle Eintrittskarten vergeben.
Die öffentlichen Zuschüsse für die Spitzensportverbände unterliegen einer intensiven Diskussion. Muss die DESG in manchen Bereichen Abstriche machen?
Heinze: Die Neuausrichtung der Verbandsarbeit und die leistungssportliche Zielstellung unseres Konzepts Vancouver treffen auf Zustimmung bei unseren Partnern und Zuwendungsgebern. Die öffentlichen Unterstützungen gewährleisten qualitativ gute, stabile Rahmenbedingungen für den Spitzensport bis Vancouver 2010 und geben Planungssicherheit. Dafür bedanken wir uns aufrichtig im Namen unserer Sportler. Die Kontinuität dieser Förderung ist gebunden an die Erfüllung der jährlichen Aufgaben und sportlichen Ziele, die mit den Partnern in gemeinsam verfassten Zielvereinbarungen festgeschrieben wurden.
Natürlich können wir in bestimmten Bereichen nicht alle Vorstellungen resp. Anforderungen aus finanziellen Gründen erfüllen. Als kleiner Verband, bezogen auf die Mitgliederanzahl, sind unsere Eigenmittel im Vergleich zu anderen erfolgreichen Verbänden eher bescheiden. Durch das große Engagement unserer Förderer aus der Wirtschaft ist die DESG jedoch in der Lage, ihren Part vor allem gegenüber den Athleten zu leisten. Dank der hervorragenden Unterstützung unseres Hauptsponsors, der Deutschen Kreditbank AG, waren wir bereits in Turin in der glücklichen Lage, unsere Vision Vancouver in Angriff zunehmen.