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In acht Wochen zur EM

Author: Dirk Gundel Monday, January 3rd, 2011 No Commented Under: Eisschnelllauf
DESGphoto Marc Otter DESGphoto / L. Hagen

Wenn am Freitag die Europameisterschaft im Eisschnelllauf im italienischen Collalbo beginnt, wird mit Bart Swings auch ein Athlet aus Belgien am Start stehen. Nun sind belgische Starter bei einer Europameisterschaft beileibe nichts Neues, Bart Veldkamp und Kris Schildermans waren regelmäßige Teilnehmer dieser Titelkämpfe. Und doch ist es etwas Außergewöhnliches, dass der Belgier am Freitag in Collalbo startet.

Ende Oktober 2010 fand in Kolumbien die Weltmeisterschaft der Inliner statt. Swings war einer der Protagonisten dieser Titelkämpfe, gewann zwei Goldmedaillen und eine Bronzemedaille auf der Straße und  dazu zwei Silberplaketten auf der Bahn.

Nach seiner Rückkehr aus Kolumbien musste Bart erst mal einen gehörigen schulischen Rückstand aufholen und machte sportlich überhaupt nichts. Dann entschloss er sich, mit dem Eisschnelllauftraining zu beginnen. Im Winter 2009 hatte Bart mit einigen seiner Trainingskollegen eine Woche in Heerenveen auf dem Eis trainiert. Dies machte ihm so viel Spaß, dass er sich entschloß auch in diesem Winter auf dem Eis zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen.

Am 8.November war es soweit: Bart und ein Teamkollege begannen in Grefrath bei Marc Otter mit dem Eisschnelllauftraining.  Da es relativ gut voran ging und sich das Eisgefühl schnell einstellte, startete Bart in Den Haag und Eindhoven bei zwei Marathonrennen, bei denen er die Plätze 8 und 9 belegte, für einen Neuling mehr als achtbar.

Nach zwei weiteren Marathonrennen (Dritter in Breda) gab Bart am 12.12.2010 sein Debüt auf den olympischen Distanzen. In Eindhoven gewann er den Testwettkampf und qualifizierte er sich mit 40,39 sec und 1.59,24 min souverän für die belgischen Meisterschaften. Auch sein Trainingspartner Ferre Spruyt  qualifizierte sich.

Bei den Titelkämpfen wieder in Eindhoven wurde Spruyt Dritter, während Bart Swings mit 40,02 sec, 4.07,20 min, 2.04,92 min und 7.04,69 min den Meistertitel gewann. Nach nur vier Wochen Eistraining war Bart Belgischer Meister und über 5000 Meter nur 16 Sekunden hinter der EM Norm und das auf der relativ langsamen Bahn in Eindhoven.

Nachdem es bis dato sehr schnell voran ging, setzte sich das Team ein neues Ziel. Beim ISU-Rennen in Erfurt sollte die Norm für die Europameisterschaft geknackt werden.  Dazu bereitete sich Bart gezielt vor und musste kurzfristig umdisponieren: “Die Silvesterparty fiel  für mich aus. Ich hatte einen entspannten Abend mit meiner Freundin und bin früh ins Bett.”

Doch dann drohte das Projekt noch kurzfristig zu scheitern: “Gegen drei Uhr Nachts bin ich das erste Mal aufgewacht, in der ganzen Nacht habe ich vielleicht zwei Stunden geschlafen.  Ich hatte mir einen Magen-Darmvirus eingefangen. Das war sehr frustrierend, weil es knapp 24 Stunden vor dem Rennen passierte.”

Trotzdem brach die kleine Gruppe mit dem Auto nach Erfurt auf und nach einer 5stündigen Fahrt wurde ein erstes Training absolviert. Nach ausgiebigem Schlaf fühlte sich der Belgier wesentlich besser und ging an den Start. Als Langstreckenspezialist hat er mit dem 500 Meter Sprint noch so seine Schwierigkeiten, trotzdem reichte es deutlich für eine Zeit unter 40 Sekunden (39,35 sec).

Dann das 5000  Meter Rennen, der Plan sah vor Rundenzeiten um die 32 Sekunden zu laufen. Dies gelang eindrucksvoll, lagen doch alle Zeiten zwischen 30,79 sec und 32,47 sec. Am Ende der Sieg in Erfurt und die Norm mit 6.43,13 min.

Es wäre sogar noch schneller gegangen, doch der Belgier wollte kein Risiko eingehen: “Ich habe am Ende des Rennens nicht beschleunigt, ich war viel zu konzentriert darauf, dass ich keine Linie überfahre und keinen Kegel berühre.”.

Für Bart Swings geht es jetzt hauptsächlich darum geht die Erkrankung vollständig aus dem Körper zu bekommen und dann das bestmögliche Ergebnis im Wettkampf zu erzielen. Ganz nebenbei bereitet sich der Belgier noch auf seine Uniprüfungen vor, die demnächst anstehen.  Trotzdem geht er voller Tatendrang in die Europameisterschaft: “Ich reise bereits am Dienstag nach Collalbo um ein Gefühl für das Eis zu bekommen.”

Auch sein Trainingspartner Ferre Spruyt ist auf dem Sprung die Weltcupnorm zu schaffen, in Erfurt lief er immerhin schon 6.56,59 min über 5000 Meter.

Angesichts dieser unglaublichen Leistungsentwicklung, kommt auf die traditionellen Eisschnellläufer noch einiges zu, denn weitere Weltklasseathleten aus dem Inlinebereich haben bereits mit dem Eistraining begonnen, darunter auch der Superstar Joey Mantia aus den USA. Und mit dem Neuseeländer Shane Dobbin und dem Franzosen  Alexis Contin  haben zwei Athleten aus dem Inlinebereich zuletzt ebenfalls den Sprung in die Weltklasse geschafft.

Webseite der EM

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