Harbin: Eisschnelllauf-Weltcup 4/9
1. Tag: Jenny Wolf Zweite über 500 m
Jenny Wolf lief beim Weltcup in Harbin zum fünften Mal hintereinander aufs Treppchen. Über die ersten 500 Meter belegte sie mit 38,30 Sekunden den zweiten Platz, nur sieben Hundertstel hinter Siegerin Lee Sang-Hwa (Südkorea), Dritte wurde Wang Beixing (China/38,32). Judith Hesse sammelte als Elfte über 1000 m (1:18,97) Weltcuppunkte. Hier gewann die Italienerin Chiara Simionato (1:16,99) sehr deutlich vor Marianne Timmer (Niederlande/1:17,63) und Wang Beixing (China/1:17,64).
Bei den Herren spielten die deutschen Starter keine Rolle. Den 500-m-Weltcupsieg holte sich Pekka Koskela (Finnland/34,98) vor den Südkoreanern Lee Kang-Seok (35,09) und Lee Kyou-Hyuk (35,13). Als schnellster der drei deutschen Starter lief Anton Hahn (Erfurt) als B-Gruppen-13. 36,85 Sekunden. Über 1000 m gewann Lee Kyou-Hyuk (1:09,39) vor den Holländern Erben Wennemars (1:09,66) und Beorn Nijenhuis (1:09,98). Nico Ihle (Chemnitz) belegte in 1:13,57 min Platz 11 der B-Gruppe.
“Das war ein tolles Ergebnis von Jenny, mit sehr schnellem Angang und einer schnelle Runde”, sagte Trainer Thomas Schubert, “nur auf der Zielgerade hatte sie noch ein paar Reserven, sonst wäre vielleicht sogar der Sieg drin gewesen. Auch Judith Hesse hat sich ordentlich verkauft, über 500 Meter hat sie allerdings beim Start noch ein wenig verschenkt. Die Herren hatten in der B-Gruppe ziemlich weiches Eis, trotzdem war das Ergebnis absolut unbefriedigend, vielleicht können wir das morgen etwas zurechtrücken.”
Jenny Wolf war mit ihrem Platz und der Zeit sehr zufrieden. “Wieder ein toller Angang und kein Fehler, da kommt langsam Sicherheit rein”, sagte sie, “nur die letzten 100 Meter waren technisch noch nicht optimal.” Morgen hat die Berlinerin mit den zweiten 500 Metern sowie den 100 Metern (Halbfinale und Finale) voraussichtlich drei Rennen. Wolf: “Das ist kein Problem, zwischen den 500 und 100 Metern ist ja genügend Zeit.” Über die 100 Meter ist Wolf ebenso wie über 500 Meter Weltcup-Titelverteidigerin. Außer ihr wäre nach den 500-m-Zwischenzeiten auch Judith Hesse unter den neun 100-m-Halbfinalisten.
Zwei deutsche Namen fehlen am Sonntag in der Starterliste: Pamela Zoellner und Jan Friesinger. “Pamela hatte bei ihren Rennen Schmerzen”, sagte Verbandsärztin Dr. Elke Neuendorf (Berlin), “die gehen auf eine beim Freitagtraining zugezogene Muskelzerrung zurück. Daher sieht sie von einem Start am Sonntag ab, wir tun aber alles, dass sie bis zum Weltcup in Nagano wieder fit ist. Da sind wir optimistisch.” Jan Friesinger hatte bereits am Sonnabend gefehlt, nachdem er sich eine Magen-Darm-Entzündung (Gastrointeritis) zugezogen hatte. “Wahrscheinlich hat er ein Essen nicht vertragen”, so Neuendorf, “nach zwei Tagen Bettruhe geht es ihm zwar jetzt wieder besser, für einen Start am Sonntag ist er aber noch zu geschwächt. Auch er wird voraussichtlich in Nagano wieder fit sein.”
Auch am zweiten Tag des Weltcups in Asien setzte Jenny Wolf ihre diesjährige Erfolgsserie fort. Über 500 Meter holte sie ihren dritten Saison-Weltcipsieg, mit dem sie wieder die Führung im Gesamtklassement übernahm. Über 100 Meter war nur die Chinesin Xing Aihua, die in 10,31 Sekunden den (inoffiziellen) Weltrekord von Swetlana Shurowa einstellte, schneller als Wolf. Damit ist landete die Berlinerin bei sieben Weltcupstarts der Saison siebenmal unter den ersten drei. Von den anderen deutschen Startern konnte nur Judith Hesse (Erfurt) zufrieden sein, die über 1000 m Zwölfte wurde. Nach Jan Friesinger und Pamela Zoellner fiel mit Anton Hahn (Magenverstimmung) ein weiterer DESG-Läufer aus der Startliste.
Über die zweiten 500 m der Herren gab es ein “totes Rennen”: Der Japaner Keiichiro Nagashima und der Südkoreaner Lee Kyou-Hyuk (beide 35,06 s) teilten sich den Sieg. Lee gewannzudem wie schon am Vortag die 1000 m und war mit drei Sieger erfolgreicheter Harbin-Starter. Die weiteren Sieger des zweiten Tages hießen Yuya Oikawa (Japan/100 m Herren) sowie Chiara Simionata (Italien/1000 m Damen), die mit ihrem zweiten Sieg Anni Friesinger, die in Harbin nicht am Start war, in der Weltcup-Führung ablöste.
Weltcupstände:
Damen, 100 m: 1. Xing (CHN), 2. Wolf (GER), 3. Lee SH. (SKO), … 8. Hesse (GER).
500 m: 1. Wolf (GER), 2. Lee SH. (SKO), 3. Wang (CHN), … 18. Hesse (GER), 19. Zoellner (GER).
1000 m: 1. Simionata (ITA), 2. Friesinger (GER), 3. Timmer (NED), … 16. Hesse (GER), 23. Zoellner (GER).
Herren, 100 m: 1. Oikawa (JPN), 2. Lee KS. (SKO), 3. Koskela (FIN), … 24. Hahn (GER).
500 m: 1. Lee KH. (SKO), 2. Nagashima (JPN), 3. Lee KS. (SKO), … 25. Hahn (GER).
1000 m: 1. Lee KH. (SKO), 2. Wennemars (NED), 3. Nijenhuis (NED), … 15. Schwarz (GER).
Trainer Thomas Schubert:
Jenny Wolf hat heute von vorn bis hinten eine Super-Leistung vollbracht, obwohl auch sie jetzt ein Schnupfen erwischt hat. Im direkten 500-m-Duell mit Lee hatte sie den schnelleren Start und am Ende genau die entscheidende Schlittschuhlänge vorn. Auch über 100 Meter war sie absolut stark, gegen die Weltbestzeit von Xing war heute einfach kein Kraut gewachsen. Auch Judith Hesse hat über 1000 m wieder ein repsektables Resultat erzielt, fünf Hunderstel am neunten Platz vorbei. Wenn sie ihre eigentlichen Stärken in der Startphase noch besser ausspielt, kann sie noch weiter nach vorn kommen. Die Jungs haben in Nagano einiges zurechtzurücken, und wir hoffen, dass dann auch unsere hier ausgefallenen Läufer alle wieder fit sind. Leider haben sich die 2000 Zuschauer in der Halle nicht sehr sportlich verhalten, die ausschließlich Chinesen anfeuerten, bei Starts aller anderen Sportler war Totenstille.
500-m-Siegerin Jenny Wolf:
Ich bin vollkommen zufrieden. Die Umstellung nach Asien war nicht einfach. Gestern hat mir auf der Geraden noch der richtige Abdruck gefehlt, heute half mir auch meine Erfahrung. Im Moment kkapp einfach beinahe alles. Über 100 Meter hatte ich gegen die Chinesin heute keine Chance. Aber sie ist schwankend in ihren Leistungen, in Nagano kann das nächste Woche schon wieder anders aussehen.