ngx [.info]

Just another WordPress site

Chicoutimi: Shorttrack-Weltcup 3/6

Author: Redaktion Sunday, December 3rd, 2006 No Commented Under: Eisschnelllauf

Deutsche überzeugen in Qualifikation

Die deutschen Shorttracker sind erfolgreich in den dritten von sechs Weltcups in Saguenay-Chicoutimi (Kanada) gestartet. In den Vorläufen am Freitag konnten sich die Vertreter der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) auf direktem Weg 11 Startplätze für die Entscheidungen am Sonnabend und Sonntag sichern. Das ist das beste Auftakt-Ergebnis seit Einführung des neuen Weltcup-Modus zu Saisonbeginn. Bei den ersten beiden Weltcups in Changchun (China) und Jeonju (Südkorea) waren auf diesem Wege 9 bzw. 7 Qualifikationen gelungen.

Beim ersten Kanada-Weltcup (ein zweiter folgt die Woche darauf in Montreal) haben sich die DESG-Staffelteams der Damen und Herren, der Mainzer Sebastian Praus (1500 m, 1000 m), Susanne Rudolph aus Grafing (2x 500 m) sowie die Dresdner Robert Seifert (2x 500 m), Tsyon Heung (500 m), Tina Grassow (500 m) und Christin Priebst (1000 m) für die Endrunden qualifiziert. Nach dem neuen Weltcup-Modus, der Shorttrack attraktiver für Zuschauer und Fernsehübertragungen machen soll, stehen an den beiden Entscheidungstagen nur noch Rennen ab Viertelfinale (500 und 1000 m) bzw. Halbfinale (1500 m und Staffeln) auf dem Programm, alle Vorläufe finden am ersten Tag statt. Am Vormittag der Entscheidungstage werden zudem in Hoffnungsläufen noch zwei offenen Plätze für jede Entscheidung vergeben.

Für einen neuen Deutschen Rekord der Junioren sorgte über 500 Meter Robert Seifert. Der 18jährige Dresdner lief auf seiner Spezialstrecke (die er auch bei den JWM 2006 gewonnen hatte) im Zwischenlauf 42,375 Sekunden und verbesserte damit seine eigene Bestmarke, die er (kein Aprilscherz!) am 1. April dieses Jahres bei den Weltmeisterschaften in Minneapolis aufgestellt hatte, um 0,217 Sekunden.

1. Entscheidungstag: Siege nach Südkorea, China, Kanada | Praus im B-Finale

In den ersten Entscheidungen auf kanadischem Boden wurde es nichts mit den erhofften Top-Ten-Platzierungen. Am nächsten dran war der für Olympia Mainz startende Sachse Sebastian Praus, der über 1500 m im B-Finale stand. Dort gelang aber nur Platz fünf (bei sieben A-Finalisten bedeutete das total Platz 12). “Sebastian hat im Vorlauf und Halbfinale eine sehr couragierte und taktisch geschickte Leistung gezeigt, schade, dass er das im B-Finale nicht noch einmal wiederholen konnte”, sagte Bundestrainer Markus Tröger. Praus liegt nun im Gesamt-Weltcup nach vier von acht Wettbewerben überraschend auf dem dritten Platz (mehr zur Bewertung der gegenwärtigen Weltcupstände siehe unten Frage 2).

Auch für die Staffeln, die beide im Halbfinale standen, wäre mit etwas mehr Glück mehr drin gewesen. “Wir haben aber noch das B-Finale am Sonntag und können uns noch aus eigener Kraft auf Platz fünf oder sechs laufen”, sagte Tröger, “das ist auf jeden Fall unser Ziel, auch wenn uns Aika Klein bei den Damen schmerzlich fehlt.” Die Herren hatten ihr Halbfinale fast bis zur Hälfte der Distanz angeführt, ehe die reserviert beginnenden Südkoreaner nach vorn gingen. Dann gab es leider ein paar unsaubere Wechsel, bei denen das DESG-Quartett (Praus, heung, Herrmann, Seifert) den entscheidenden Boden einbüßte und deshalb doch nur als Vierter über die Ziellinie kam. Den gleichen Platz belegte das Damen-Quartett (Priebst, Grassow, Rudolph, Walter), das wegen einer ebenfalls gestürzten japanischen Läuferin zu Fall gekommen war. Tröger: “Es war aber keine direkte Behinderung, deshalb gab es keine Disqualifikation.”

2. Entscheidungstag: Männer-Staffel mit Riesen-Kampfgeist auf Platz fünf

Nach einer herausragenden kämpferischen Leistung gewann die deutsche Männer-Staffel (Praus, Heung, Herrmann, Becker) am Abschlusstag das B-Finale und wurde damit Fünfter im Gesamtklassement. Das Damen-Quartett belegte im B-Finale Platz drei und wurde Siebenter. Im B-Finale liefen auch die Grafingerin Susanne Rudolph (500 m) und der Mainer Sebastian Praus (1000 m). Praus kam auf Platz sieben (Dritter B-Finale), Rudolph auf Platz acht. Das gute Abschneiden der deutschen Shorttracker komplettierte Christin Priebst als Neunte über 1000 Meter. Die Freude über das gute Abschnitten wurde durch den Sturz von Robert Seifert (Dresden) getrübt, der mit Verdacht auf Wadenbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Genauere Informationen werden heute erwartet.

Die Siege am zweiten Tag gingen an die Staffeln Südkoreas (Männer) und Chinas (Damen), Jeff Scholten (Kanada) und Wang Meng (China) über 500 Meter sowie Ahn Hyung-Soo (Südkorea) und Kalyna Roberge (Kanada) über 1000 Meter. Damit wurden alle zehn Siege beim Chicoutimi-Weltcup unter den Top-Nationen Südkorea (4), China (3) und Kanada (3) aufgeteilt. Als einzige Europäerin schaffte es 500-m-Weltrekordhalterin Jewgenia Radanowa einmal unter die ersten drei. Den Südkoreanern gelang es in vier der acht Individual-Entscheidungen alle drei Starter in den Endlauf zu bringen. Auch alle anderen Medaillen blieben mit zwei Ausnahmen (Radanowa und USA-Männerstaffel) bei den “großen Drei”.

“Was die Männerstaffel heute geleistet hat, hab ich so noch nicht von den Jung gesehen”, sagte Shorttrack-Bundestrainer Markus Tröger, “nach einem Stolperer von Becker lagen sie auf Japan und Frankreich eine halbe Runde zurück und haben das Loch mit Riesen-Kampfgeist zugemacht und sind vorbeigezogen. Das hat selbst die 3000 kanadischen Zuschauer begeistert.” Auch Sebstian Praus und Susanne Rudolph, die beide im B-Finale standen, bekamen sehr gute Noten vom Coach: “Der Weltcup war sehr gut besetzt, und sie haben sich teilweise gegen Weltklasseleute behauptet.”

Am Montag ziehen die deutschen Shorttracker nach Montreal um, wo von Freitag an der vierte der sechs Weltcups stattfindet.

Fragen und Antworten zum Shorttrack-Weltcup

Wie funktioniert eine Weltcupveranstaltung nach dem neuen Modus?

Der Shorttrack-Weltcup wird in diesem Jahr nach einem neuen Reglement ausgetragen. Das Wichtigste im Überblick:

  • Der Mehrkampf wurde gestrichen
  • Pro Weltcup und Geschlecht fallen fünf Entscheidungen: Staffel sowie vier Entscheidungen auf olympische Einzelstrecken (500 m, 1000 m, 1500 m ” eine der Strecken zweimal, welche das ist, wechselt)
  • Am ersten Tag (in der Regel Freitag) finden nur noch Vorläufe statt, und zwar für alle Entscheidungen der beiden folgenden Tage. Am zweiten Tag (in der Regel Sonnabend) werden pro Geschlecht zwei Einzelstreckenentscheidungen sowie die Staffel-Halbfinals ausgetragen, am dritten Tag (in der Regel Sonntag) gibt es pro Geschlecht wiederum zwei Einzelstreckenentscheidungen plus die Staffel-Endläufe
  • Zum Programm der Einzelstreckenentscheidungen am 2. und 3. Tag gehören bei den 1500 Metern Halbfinale und Finale sowie bei den 500 und 1000 Metern Viertelfinale, Halbfinale und Finale
  • Die Teilnehmer der Entscheidungen beider Tage werden mit wenigen Ausnahmen (in der Regel zwei offene Plätze) bei den Vorrunden am ersten Tag ermittelt. Wieviele Runden das sind, hängt von der Gesamtzahl der Meldungen ab.
  • Am Vormittag der Entscheidungstage (2. und 3. Tag) finden Hoffnungsläufe statt, an denen die am ersten Tag nicht direkt qualifizierten Läufer eine zweite Chance zum Weiterkommen erhalten (ausgenommen disqualifizierte Läufer).
  • Pro Land dürfen bis zu drei Läufer pro Strecke starten. Für zwei Strecken, deren Entscheidung am selben Tag fällt, müssen verschiedene Läufer benannt werden (keine Doppelstarts).
  • Wie bei Olympia werden bei allen Entscheidungen A- und B-Finals ausgetragen.
  • Auf jeder Distanz (außer Staffel) gibt es insgesamt acht Wettbewerbe. Bei der Weltcup-Gesamtwertung werden  pro Läufer aber nur die besten sechs erzielten Punkte berücksichtigt.

Im Weltcup liegen derzeit einige deutsche auf sehr guten Plätzen, obwohl sie bei keinem einzigen Weltcup eine so gute Platzierung erzielt haben. So liegt Sebstian Praus derzeit nach den Einzelplatzierungen 15., 13., 15. und 12. über 1500 Meter insgesamt auf Platz drei. Wie ist das möglich?

Durch den jetzigen Modus wird zumindest bei den Zwischenklassements regelmäßige Teilnahme besonders belohnt. Um beim Beispiel zu bleiben: Unter den rund 50 in diesem Weltcup platzierten Sportlern haben nur sieben Sportler (darunter Praus) alle vier Wettbewerbe bestritten. Der dreifache Olympiasieger Ahn kommt dabei bei drei Starts (1., 1. und 4. Platz => 297 Punkte) immer noch auf weniger Punkte als der viermal am Start gewesene Russe Kurginjan Simon (28., 12., 19. und 26. => 319 Punkte). Geht Ahn aber noch dreimal erfolgreich an den Start, wird er “das Feld von hinten aufrollen”, denn es kommen nur sechs Punktergebnisse in die Wertung.

Es gibt verschiedenen Gründe, warum einige Spitzenläufer nicht bei alle Startgelegenheiten auf einer Strecke wahrnehmen. Der erste Grund liegt im neuen Reglement begründet, nach welchem ein Athlet pro Entscheidungstag nur auf einer von zwei Strecken melden darf. Der zweite Grund liegt in der Herangehensweise mancher Verbände, die ungeachtet im Weltcup aussichtsreich liegender Läufer ein Rotationsprinzip in ihrer Mannschaft befolgen oder auch strikt nach nationalen Ausscheidungen für jeden Weltcupblock neu besetzen. Gerade bei großen Shorttrack-Nationen (Südkorea, China, Japan, Kanada, USA) wird teilweise ungeachtet des Weltcupstands nominiert (vielleicht hat es diesmal auch eine Rolle gespielt, dass die ISU bis vor wenigen Tagen überhaupt keinen Weltcupstand publiziert hatte). Der dritte Grund liegt darin, dass einige kleinere Verbände (die teilweise starke Einzelsportler haben) aus finanziellen Gründen nicht bei allen Weltcups an den Start gehen.

Dennoch kann man davon ausgehen, dass am Saisonende nur Weltklasse-Athleten die Entscheidung um die Weltcups auf den einzelnen Strecken unter sich ausmachen. Wenn deutsche Sportler auch dann noch in den Top-Ten liegen, wäre das eine ausgezeichnete Leistung.

In Veröffentlichungen hört oder liest man mal vom Weltcup in Chicoutimi, mal von dem in Saguneay. Wo findet denn dieser Weltcup nun statt ” in Chicoutimi oder in Saguenay?

Beide Namen sind richtig. Die Kommune Saguenay wurde erst im Jahr 2002 gegründet, es gab bis dahin keinen Ort dieses Namens (Saguenay bezeichnet eigentlich einen Fluss). Mit der Neugründung wurden die Städte Chicoutimi, Jonquiére und La-Baie sowie die Ortschaften Laterriére, Lac-Kénogami und Shipshaw vereinigt, d. h. unter eine Verwaltung gestellt. Saguenay ist in drei Arrondissements (Teilstädte) gegliedert, eine davon ist Chicoutimi, wo auch dieser Shorttrack-Weltcup stattfindet. Saguenay hat 150’000 Einwohner, davon 70’000 in Chicoutimi. Man könnte Chicoutimi als namhafter Teil von Saguenay vergleichen mit Wattenscheid (das zu Bochum gehört) oder Travemünde (das zu Lübcek gehört). Die Stadtverwaltung von Saguenay und die Provinzverwaltung von Quebec legen Wert darauf, dass der Name Saguenay benutzt wird. Die auch von Einheimischen bevorzugte Angabe Chicoutimi erlaubt aber eine genauere Lokalisierung und ist auch nicht falsch, wo wie man auch heute noch nach Wattenscheid oder Travemünde fahren kann. Karte (zoombar): Überblick über Saguenay mit den Teilen Chicoutimi, Jonquiére und La-Baie

Bemerkung am Rande: Manchmal ist es verrückt mit den Ortsbezeichnungen – Kearns, wo sich das Eisschnellaufstadion der Olympischen Winterspiele 2002 befindet, hat nie zu Salt Lake City gehört.

Comments are closed.