Frank Dittrich beendet seine Karriere
Olympia bescherte schönsten und schwersten Moment der Karriere – Nach 27 Jahren Wettkampfsport hängt Frank Dittrich die Kufen an den Nagel
Von Matthias Opatz und Frank Thomas
“Trainer, das war mein letztes Rennen.” Den Satz hat Frank Dittrich am 14. März 2004 gesagt, mehr als 14 Jahre nach seinem ersten WM-Start im Februar 1990 in Innsbruck, als noch “DDR” auf dem Laufanzug stand. Schon dort war er über 10’000 Meter bester Deutscher. Und er war es auch in seinem letztem Rennen: Platz sechs. Doch Trainer Klaus Ebert nahm den Satz in dem Moment noch nicht für bare Münze. Klar wusste auch Ebert, dass Dittrich, inzwischen 36 und Vater zweier schon längst nicht mehr kleiner Söhne, nicht ewig laufen würde. Aber schon oft genug hat er in den vergangenen Jahren vom Aufhören gesprochen – und ebenso oft weitergemacht, Doch jetzt kehrt Frank Dittrich nicht mehr zu einem Wettkampf aufs Eis zurück – es sei denn zu seinem Abschiedrennen. “Ich beginne am 1. Juni bei der Deutschen Kreditbank eine Tätigkeit im Marketing”, sagt der Sachse, “ich muss an meine berufliche Zukunft und an meine Familie denken. Dieses Angebot konnte ich nicht ausschlagen. Und da sich die DKB auf verschiedenen Weise im Sport engagiert, darunter als Hauptsponsor der DESG, werde ich dem Sport und dem Eisschnelllauf auch verbunden bleiben.”
Insgesamt sechsmal hatte er bei WM gegen die schier übermächtigen Niederländer Bronze errungen, doch als wertvollsten Erfolg seiner Karriere bezeichnet Dittrich den vierten Platz bei den Winterspielen 1992 in Albertville. »Da habe ich erstmals gespürt, du kannst mit der Weltspitze mithalten«. Doch auch das Negativ-Erlebnis stammt von Olympia. »Vor den Spielen 2002 habe ich über 10’000 Meter abgeräumt, darunter beim Weltcup in Den Haag mit Bahnrekord. Dagegen fiel ich in Salt Lake City wie in ein schwarzes Loch. Das Rennen war deprimierend, der Körper hat rebelliert, ich wurde nur Zehnter«, erinnert er sich. »Es ist traurig, dass die Geschichte zu Ende ist. Aber es erfüllt einen mit Stolz, dass man einen solchen Athleten in seiner Trainingsgruppe hatte«, sagt sein Trainer Klaus Ebert, der an Dittrich auch schätzt, wie er sich beim Wechsel von Rekordweltmeisterin Gunda Niemann- Stirnemann nach Chemnitz auch für deren Erfolg engagierte. »Beide haben sich gut ergänzt« resümiert Ebert.
Die Deutsche Eisschnellauf-Gemeinschaft verliert mit Dittrich ihr langjähriges zuverlässiges Zugpferd auf den langen Strecken. “Klar sieht man so eine Entscheidung immer mit einem weinenden Auge”, sagt Sportdirektor Günter Schumacher, “aber vielleicht ist das auch eine Chance und Motivation für die zweite Reihe. Wer wird in Dittrichs Fußtapfen treten? Ob Morgenstern, Weber, Taubenrauch, Fritzsche oder wer auch immer – sie haben jetzt die Chance aus dem Schatten Dittrichs zu treten und selbst aufzutrumpfen.”
Vielleicht schafft der ausdauersportverrückte Frank Dittrich, der auch gern weit Rad fährt, läuft und schwimmt, jetzt das, was er schon immer mal vorhatte: einen Triathlon bestreiten. “Natürlich ganz unter volkssportlichem Aspekt”, sagt er, “man muss sehen, wie viel Zeit neben dem neuen Job bleibt. Auf jeden Fall wird man mich beim Training auch noch ab und an in der Berliner Eishalle treffen, nicht nur wegen des Abtrainierens. Man will sich ja auch sonst fit halten.”
Erfolgsbilanz:
Teilnehmer an vier Olympischen Spielen (u. a. 4. Platz, 5. Platz, zweimal 6. Platz)
Teilnehmer an 19 Weltmeisterschaften (sechsmal Bronze)
Teilnehmer an 10 Europameisterschaften
bestritt 80 Weltcuprennen (1 Sieg, 3mal Zweiter, 6mal Dritter)
Teilnehmer an 30 Deutsche Meisterschaften (12mal Sieger, 8mal Zweiter, 5mal Dritter)
19 Deutsche Rekorde (darunter den noch gültigen über 10’000 m)