Nesbitt überrascht Wüst
Die Einzelstrecken-Weltmeisterschaft im Eisschnelllauf in Inzell waren auf dem besten Weg die Spiele der Ireen Wüst zu werden. Die Niederländerin galt nach ihren Erfolgen über 1500 und 3000 Meter auch auf der 1000 Meter Strecke als Favoritin, zumal die Titelverteidigerin Christine Nesbitt zuletzt nicht überzeugte. Spätestens nach deren Einbruch über 1500 Meter am Vortag galt die Kanadierin bestenfalls noch als Medaillenkandidatin.
Dementsprechend groß war der Jubel von Ireen Wüst, als sie im 10.Paar nach 1.15,42 min die Ziellinie passierte und sich als Siegerin wähnte. Doch im letzten Paar wurde das Klassement noch einmal auf den Kopf gestellt. Weltcupgesamtsiegerin Heather Richardson, die in den letzten Wochen ebenfalls schwächelte, und Christine Nesbitt gingen ein hohes Tempo an, dass sie zur Überraschung der niederländischen Konkurrenz auch in der Schlussrunde halten konnten. Sieg für Nesbitt in 1.14,84 min und Platz 3 für Richardson in 1.15,45 min. Der Rest des Feldes lag deutlich hinter dem Spitzentrio.
Risiko gingen auch die deutschen Damen, doch sie konnten das hohe Tempo in der Schlussrunde nicht halten. Am Ende fehlten nur wenige Hunderstelsekunden zu Platz 8, bei der Enge in diesem Bereich belegten Monique Angermüller (1.17,33), die nach einem Fehler einen Sturz gerade noch vermeiden konnte, und Judith Hesse die Ränge 13 und 14. Judith Hesse lief dabei in 1.17,35 min eine neue Saisonbestzeit. Gabriele Hirschbichler (1.18,03) kam auf Rang 20.
Stimmen:
Christine Nesbitt: Ich weiß nicht, warum ich gestern so müde war. Letzte Nacht habe ich schlecht geschlafen und viel nachgedacht. Ich habe mir gesagt, du musst sauber Schlittschuh laufen, aber nicht überhastet. Ich habe mich ganz auf mich konzentriert. Der Schlüssel zum heutigen Erfolg war die ideale Mischung aus Geduld und Aggressivität. Dieser Titel bedeutet mir viel.
Ireen Wüst: Heute war nicht mehr drin, das Maximum, das ich erreichen konnte. Deshalb bin ich auch glücklich mit zwei Gold- und einer Silbermedaille, auch wenn ich mein erklärtes Ziel von vier Mal Gold in Inzell jetzt nicht mehr erreichen kann. Jetzt freue ich mich noch auf den Team-Wettbewerb.
Heather Richardson: Ich habe auf eine Medaille gehofft. Das Eis war sehr schnell. Es ist ja erst meine vierte Saison auf dem Eis. Vorher war ich Inline-Skaterin. Und bei meiner zweiten Einzelstrecken-WM stehe ich jetzt schon auf dem Siegerpodest.
Judith Hesse: Es war ein guter Lauf, ich habe alles riskiert. In der letzten Rune fehlte dann aber die Kraft. Ich ärgere mich über die Platzierung, trotz Saisonbestzeit nur Rang 14. Dann wird es halt morgen besser. Ich freue mich für Christine, sie hat den Sieg verdient, sie war die Beste in dieser Saison. Es hat Spaß gemacht vor diesem Publikum zu laufen.
Monique Angermüller: Das war kein guter Lauf. Nach den vielen Problemen der letzten Monate konnte ich wohl auch nicht mehr erwarten. Es gibt Wichtiges im Leben, ein guter Freund von mir ist in Sendai im Erdbebengebiet von Japan und ich habe noch nichts von Ihm gehört.
Gabriele Hirschbichler: Leider ist mir nach hinten raus die Kraft ausgegangen. Ich habe aber die Atmosphäre hier sehr genossen, eine unglaubliche Stimmung.