Ein ganz Großer der Trainerzunft nimmt Abschied
Mit Joachim Franke beendet einer der erfolgreichsten (wenn nicht der erfolgreichste) Eisschnelllauf-Trainer seine Karriere. Der gebürtige Weißwasseraner hat 55 seiner 67 Lebensjahre im Leistungssport verbracht, darunter 34 Jahre als Eisschnelllauf-Trainer, davor als Eisshockeyspieler und -trainer. Franke hat Claudia Pechstein (fünfmal) Uwe-Jens Mey (zweimal), André Hoffmann und Olaf Zinke zum Olympiasieg geführt, 21mal holten von ihm trainierte Sportler WM-Gold, darunter Monique Garbrecht-Enfeldt. Bis zuletzt war er Trainer der bislang erfolgreichsten deutschen Winter-Olypionikin Claudia Pechstein, die sich jetzt zum Training der norwegischen Auswahl anschließt. “Das ist, glaube ich eine gute Lösung für Claudia, die meine volle Unterstützung hat”, sagte Franke, “die Norweger haben ihre eigenen Vorstellungen, es hat keinen Sinn, dass ich mich dort reinhänge. Wenn Claudia aber meinen Rat braucht, habe ich aber immer ein offenes Ohr.”
Olympia war auch schon als Kind sein Traum, allerdings als Eishockeyspieler. Der gebürtige Weißwasseraner, der mit Dynamo Weißwasser zwischen 1959 und 1965 siebenmal DDR-Meister war und 1966 in Ljubljana EM-Bronze gewann, verfolgte nach 116 Länderspielen die Winterspiele 1968 in Grenoble nur am Fernseher, weil die Sportführung auf den Nachwuchs setzen zu müssen glaubte. Nach den Spielen wechselte Franke auf die Trainerbank und führte Weißwasser viermal zum Meistertitel, ehe man ihn zum Wechsel zum Eisschnelllauf überredete – nach der Beschneidung der Eishockeyförderung eine erfolgversprechende Möglichkeit, doch noch Olympia zu sehen.
“Das war damals eine ganz schwierige Entscheidung. Seinerzeit sagte man gern, Freiheit sei die Einsicht in die Notwendigkeit. Während man mir die Zukunft des Eishockeys in den düstersten Farben malte, sollte Eisschnelllauf eine goldene Perspektive haben. Schweren Herzens trennte ich mich 1973 vom Eishockey und von Weißwasser und nahm die Herausforderung in Berlin an.” Zumal Franke immer Ehrgeiz und Leistungsstreben hatte ” die verordneten Niederlagen bei der Eishockey-B-WM 1972 waren ihm eine bittere Erfahrung. “Es gibt nichts Schlimmeres im Sport, als gewinnen zu können, aber nicht zu dürfen.”
So ungerecht die Aktion damals gegenüber dem Eishockey war und so schwer der Wechsel Joachim Franke persönlich fiel ” im Nachhinein gibt es keinen Grund zur Reue. Schon nach zwei Jahren als Eisschnelllauf-Trainer feierte Franke seinen ersten Triumph: Heike Lange wurde 1975 Junioren-Weltmeisterin und Sprint-Vize-Weltmeisterin. “Das war im Rückblick eine der Sternstunden meiner Karriere”, so Franke. Als weitere herausragende Momente unter vielen großen Erfolgen nennt er die Winterspiele 1988, als Uwe-Jens Mey und André Hoffmann jeweils mit Weltrekord Olympiasieger wurden, und die Olympischen Spiele 2002 mit zwei Pechstein-Olympiasiegen mit Weltrekord.
Im Training galt Joachim Franke immer als “harter Hund”, der unnachgiebig und leistungsorientiert war ” privat war er hingegen immer ein trocken-humorvoller Typ, mit dem man “Pferde stehlen” konnte. Dass ihm nun nach dem Abschied vom Leistungssport langweilig werden könnte, davor hat er keine Angst. “Es gibt so viele Dinge im Leben, die man anstellen kann, da habe ich keine Angst vor Langeweile”, sagt er, “meine Frau ist glücklich, dass es jetzt soweit ist, denn sie musste in den vergangenen Jahrzehnten viel Verständnis für meine Arbeit aufbringen und selbst zurückstecken. Mein Garten freut sich auf mehr Zuwendung und vor allem auch die drei Enkel.” Vor allem Ann-Marleen (8) darf sich auf einige schöne Unternehmungen mit dem Opa freuen.
“Mit Joachim Franke verlieren wir den erfolgreichsten Trainer unseres Verbandes. Er hat unglaublich viel für den Eisschnelllauf-Sport getan”, sagte DESG-Präsident Gerd Heinze, “seine Erfolge nehmen in den Annalen des Sports eine herausragende Stellung ein. Wir sagen ein riesiges Dankeschön für seine großartige Arbeit und wünschen ihm einen angenehmen und verdienten Ruhestand. Ich bin aber überzeugt, dass wir ihn auch zukünftig gelegentlich an der Eisbahn wiedertreffen werden, denn sein Herz wird auch weiterhin für den Sport schlagen.”