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Claudia Pechstein’s Autobiographie

Author: SSN Monday, November 8th, 2010 No Commented Under: Eisschnelllauf
DESGphoto Claudia Pechstein DESGphoto / L. Hagen

Claudia Pechstein stellt in Berlin ihre Autobiografie “Von Gold und Blut – Mein Leben zwischen Olymp und Hölle” vor.

Es muss schon etwas besonderes in Deutschland geschehen, um mit dem Thema Eisschnelllauf so viele Journalisten zu mobilisieren. Aber der wegen auffälliger Blutwerte erfolgreichste Wintersportlerin Deutschlands, Claudia Pechstein, gelingt dies mühelos. Wenige Tage nach den deutschen Meisterschaften, an denen Sie wegen ihre noch andauernden Sperre nicht teilnehmen durfte, stellt Claudia in der gediegener Atmosphäre des Berliner Hotels Regent ihre seit langen angekündigte Autobiographie vor.

Gemeinsam mit ihrem Manager und Co-Autoren Ralf Grengel präsentierte Sie das 500 Seiten umfassende Werk den anwesenden Medienvertretern. Bereits am vergangenen Wochenende titelte die BILD Zeitung (Anm. de. Red.: wann gelang es in der Vergangenheit einem Eisschnellläufer schon einmal auf den Titel zu kommen?) mit etwaigen Selbstmordgedanken unmittelbar nach der Sperre und schürte mit Auszügen wie: “Ein Sprung, ein Sturz in die Tiefe, ein harter Aufprall. Und schon ist es vorbei” und weiter in einer SMS an ihren Manager: "Wir sind gleich unterwegs und suchen uns eine Brücke." Grengel rief zurück. "Was soll der Scheiß?" – das Interesse.

Wer von der Autobiografie substantiell Neues erwartet wird sicherlich enttäuscht sein. Mehr als die Hälfte des Werkes beschäftigt sich, wenn auch nicht überraschend, mit dem Ablauf und den Folgen ihrer Sperre und diversen Rundumschlägen gegen ehemalige Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Vorne weg natürlich Anni Friesinger, aber auch Franziska Schenk, die z.B. als “Kurnikowa des Eisschnelllaufens” bezeichnet wird, oder Stephanie Beckert die respektlos sei.

Aber nach wie vor geht es Claudia aber eigentlich nur um Eines: den Beweis ihrer Unschuld nicht gedopt bzw. etwas unerlaubtes getan zu haben. Daher muss zumindest die Frage erlaubt bleiben, was für einen Sinn oben gemachte Aussagen dann haben und für wen dieses Buch eigentlich gedacht ist. Die Antwort lieferte Claudia jedoch bereits auf der Pressekonferenz: sie habe es geschrieben und es habe ihr geholfen um die erlebten Dinge zu verarbeiten. Ob es auch dem Leser hilft muss dieser wohl selbst entscheiden.

Auch oder gerade deswegen, da es auf der heutigen Buchvorstellung fast ausschließlich um die Sperre von Claudia Pechstein ging, muss ihrem langjährigen Trainer Joachim Franke besonders Dank gesagt werden. In seinem Schlusswort hob er die sportlichen Erfolge von Claudia hervor und verdrängte somit, wenn auch nur für kurze Zeit, alles andere.

Und auch wenn für Claudia persönlich (und verständlicherweise) das Thema “Doping und Sperre” zur Zeit am Wichtigsten ist – ihre sportlichen Erlebnisse und Erfolge sollten nach fast 20 Jahren Leistungssport aus Lesersicht in einer Autobiographie inhaltlich überwiegen. Daher wäre es schön gewesen, wenn hierüber heute auch mehr gesprochen und nach erstem Überfliegen ihres Buches auch mehr geschrieben worden wäre.

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