Shorttrack-EM 2010: Dresden im Spiegel der Presse
Unser Shorttrackexperte Matthias Opatz hatte als Pressesprecher der EM am Wochenende reichlich zu tun. Trotzdem schaffte er es irgendwann nach Mitternacht, seine Texte für die Agenturen und Webseiten zu schreiben. Matthias informiert regelmäßig auf seiner Webseite "Maos Heatbox" über das aktuelle Geschehen im Shorttrack.
Aktuelle Informationen liefern aber auch einige Sportler selbst, Paul Herrmann ist unter www.shortypaul.de ebenso Online wie Teamkamerad Robert Seifert unter www.robertseifert.de.
In seiner Headbox sammelte Matthias Opatz Auszüge der Pressestimmen zur EM, hier sein Beitrag, wie immer auch unter https://shorttrack.wordpress.com zu finden.
Die 14. Shorttrack-Europameisterschaften in Dresden haben in den regionalen Zeitungen ein lebhaftes Echo gefunden, aber auch einige überregionale Blätter widmeten sich dem Ereignis mit ausführlichen Beiträgen. "Maos Heatbox" hat sich durchgeblättert und gibt einen Überblick.
In einem Kommentar der Sächsischen Zeitung unter dem Titel »Randsportart als Riesenchance« schreibt Jochen Mayer: Das Schlusswort bei der Shorttrack-EM in Dresden hatte gestern der Hallensprecher: “Dankeschön Dresden!”, tönte es durch die Arena nach einem umjubelten gold-silbernen Abschluss für die deutschen Staffeln. Der Dank klang laut, euphorisch, emotionsgeladen. Damit stand er symbolisch für die Stimmung an drei EM-Tagen Ist dieses Hochgefühl übertrieben? − Wohl nicht. Die Randsportart Shorttrack mausert sich. Nach dem Weltcupfinale 2009 bot die Freiberger Arena beste Unterhaltung und begeisterte die Zuschauer. Von denen sind offenbar viele wiedergekommen. Jetzt sehen sich alle bestätigt, die jahrelang die Basis für den Aufschwung in der jungen olympischen Sportart gelegt haben. Ihre Ausdauer und Mühen haben sich gelohnt.
Ebenfalls in der Sächsischen Zeitung sagt Paul Herrmann in einem Interview unter dem Titel »Diese Stimmung ist einmalig auf der Welt« unter anderem: Schon vor dem Rennen hatte ich Gänsehaut. Gigantisch, was in der Halle los war. Diese Stimmung ist einmalig auf der Welt. Ich hatte nach dem 3000-Meter-Finale schwere Beine. Aber bei dieser Superstimmung waren die nach ein paar Staffelrunden völlig vergessen. Angesprochen auf seine Disqualifkation im 1000-m-Viertelfinale meint Herrmann: Mit meinem Trainer haben wir die Situation ausgewertet. Wir empfanden das Aus als ungerecht. Aber so ist Shorttrack. Man muss sofort wieder aufstehen und weitermachen, die Sache schnell abhaken.
In einem weiteren SZ-Beitrag, der von der Chemnitzer Zeitung Freie Presse unter dem Titel »Reize und Reserven der Kurvenraserei« übernommen wurde, schreibt Jochen Mayer: Shorttrack ist wie Sechstagerennen in Eishallen. Wie bei der Kurvenraserei im Radsport bietet Kurzbahn-Eisschnelllauf beste Unterhaltung: Tempo, riskante Kurvenfahrten, waghalsige Überholmanöver.
Steffen Grimm hat in seinem Beitrag »Gold & Silber − grandioses Happy-End« in der Dresdner Morgenpost die folgende Anekdote parat: “Oh wie ist das schön”, schallte es über die Lautsprecher der Freiberger Arena, nachdem die Dresdnerin Christin Priebst als Erste die Zielline überquert hatte. 2500 Zuschauer waren begeistert, klatschten rhythmisch Riedel setzte sich ein buntes Papphütchen und eine große Brille auf, dann drehte sie mit ihren “Golden Girls” eine Ehrenrunde. “Ich habe die lustigen Utensilien am Mittwoch zu meinem 21. Geburtstag geschenkt bekommen. Dabei habe ich versprochen, dass ich sie trage, wenn wir Europameister werden. Und vom Trainer bekomme ich jetzt dafür noch fünf Euro”, erzählte Julia, strahlend vor Glück.
In BILD Dresden zitiert Steffen Hofmann (übrigens ein ehemaliger Eishockeyspieler) Julia Riedel: “Der Titel war ein kleines Trostpflaster für die verpasste Olympia-Qualifikation.” Außerdem ist zu lesen: Eisschnelllauf-Königin Gunda Niemann-Stirnemann (43, Erfurt) war von der tollen Atmosphäre (insgesamt 4500 Zuschauer) begeistert: “Eine phantastische EM.”
»Goldener Trost, silberne Generalprobe« lautet die Schlagzeile in den Dresdner Neuesten Nachrichten. In dem großen Text auf der erste Sportseite schreibt Astrid Hofmann, den den Dresdner Shortrack seit seinen Anfängen journalistisch begleitet: “Dresden wird demnächst die Shorttrack-Hauptstadt der Welt”, jauchzte Dresdens Eisflitzer Paul Herrmann gestern in der Freiberger Arena überglücklich. Auch seine Vereinsgefährtin Christin Priebst strahlte: “Das war eine geile Stimmung, die uns getragen hat.” Die deutschen Lokalmatadoren nutzten am letzten Tag der Europameisterschaft ihren Heimvorteil und setzten mit den Staffeln einen grandiosen Schlusspunkt.
In der überregionalen Zeitung Neues Deutschland widmet sich Berichterstatter Oliver Händler unter dem Titel »Glücksspiele in Dresden« dem Thema Glück und Pech im Shorttrack. Er schreibt: Selbstvertrauen für Vancouver tanken, hieß die Devise des deutschen Shorttrack-Bundestrainers Éric Bédard. Und lange Zeit hatte es so ausgesehen, als ob dies bei den Europameisterschaften in Dresden nur den Männern gelingen sollte, denn Aika Klein, der einzigen Olympiastarterin Deutschlands, klebte drei Tage lang das Pech an den Kufen. Doch gestern Abend waren es Klein und ihre Staffelkolleginnen, die über den EM-Titel jubeln durften. Die Zeitung erörtert dann die Disqualifikation von Paul Herrmann über 1000 Meter un zitiert ihn mit den Worten “Da hatte ich einfach Pech”, um dann anzuknüpfen: “Nein, Shorttrack ist nicht nur Glück und Pech”, stellte Kollege Tyson Heung klar. “Die Stärksten können ein Rennen kontrollieren und werden so seltener disqualifiziert oder von Stürzen mitgerissen”, erklärte Heung.
Auch die renommierte Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte einen Berichterstatter nach Dresden entsandt. »Jagdszenen auf dem Eisoval« heißt der Beitrag von Michael Reinsch, in dem er schreibt: Wie Julia Riedel in vollem Lauf stürzte, sich aus der dicken Matte an der Bande und gemeinsam mit ihrer Staffel Meter um Meter mit präzisen Wechseln aufholte; wie sie sich in prekärer Kurvenlage auf dem Eis aufstützte, der Spitze immer näher kam und sich schließlich fürs Finale qualifizierte − das war schon spektakulär genug. Doch zu Eislauf im Pulk bei höchstem Tempo und in atemberaubender Schräglage, zu Remplern und Stürzen kam am Sonntag auch noch der Erfolg: Die deutschen Shorttrack-Läuferinnen wurden in Dresden Europameister über 3000 Meter. (Staffel). Hinsichtlich der ohrenbetäubenden Stimmung in Dresden schreibt die FAZ: Diese Begeisterung kam Bundestrainer Éric Bédard sehr zupass, bekamen seine Athleten so doch einen Vorgeschmack auf das, was sie bei den Olympischen Spielen in seiner Heimat erwartet. “Shorttrack ist in Kanada das, was Biathlon in Deutschland ist”, sagt er, “die Zuschauer gehen sehr mit.”
FAZ-Autor Michael Reinsch widmet sich auch der Nichtnominierung von Susanne Rudolph für Olympia. Er schreibt: Mit dem Erreichen des Finales über 500 Meter in der deutschen Rekordzeit von 44,29 Sekunden, ihrem größten Erfolg im Einzel, demonstrierte die 29 Jahre alte Bayerin, dass der Umzug nach Dresden und die anderthalb Jahre währende Unterbrechung ihres Architekturstudiums Früchte getragen haben. Doch die schmecken bitter. “Ich habe das alles für Olympia getan”, sagte sie in Dresden. “Insofern war alles umsonst.” Eine Läuferin zu Hause lassen zu müssen, die möglicherweise in der besten Form ihres Lebens ist – Bédard kommentierte die Entscheidung der Funktionäre so: “Vielleicht ist Shorttrack zu neu. In Zukunft wird man das alles mehr und mehr verstehen.” Neben dem Training hat der Bundestrainer die Aufgabe, Verständnis für seine Sportart zu schaffen. Kernpunkt: “Shorttrack ist nicht Eisschnelllauf”.
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