Teampursuit als letzte Medaillenchance
Wenn heute und morgen im Richmond Olympic Oval die abschließenden Teamläufe stattfinden, ist dies zugleich die letzte Chance auf eine Medaille bei Olympia.
Die deutschen Herren konnten sich als Weltcup-Zehnte leider erst gar nicht für die olympischen Teamläufe qualifizieren. Die Damen schon – und mit Platz vier im Weltcup, wurden sie gestern gegen die Niederlande ausgelost. Die Deutschen mit Stephanie Beckert, Daniela Anschütz-Thoms und Anni Friesinger-Postma müssen jedoch ihren Lauf gegen die Oranjes gewinnen, um sich weiterhin eine Medaillenchance zu wahren. Aber Bundestrainer Markus Eicher verstrahlt weiterhin Optimismus: “Dieser Gegner ist natürlich schwerer zu schlagen als Südkorea”, die die Losalternative für das Viertelfinale gewesen wären. “Aber wir sind trotzdem zuversichtlich, dass es klappt.”, sagte er.
Die Niederländer werden vermutlich mit der 1500m Olympiasiegerin Ireen Wüst, Diane Valkenburg und der Weltmeisterin über 3000m Renate Groenewold an den Start gehen. Sollte den Deutschen ein Einzug ins Halbfinale gewinnen, können sie dort am Samstag auf Gastgeber und Weltrekordhalter Kanada oder das Team aus den USA treffen. In den weiteren Viertelfinalen treffen Japan auf Südkorea und Russland auf Polen.
Durch die Entscheidung des Trainers für die formschwache Anni Friesinger-Postma, geht dieser jedoch ein großes Risiko ein. Noch vor wenigen Tagen äußerte er sich: “Mit Anni wäre das ein gewagtes Ding. Wenn das schiefgeht, dann sagen doch alle: Ja, seid ihr denn eigentlich bescheuert?” Dennoch revidierte er seine Meinung nach der 5000m Entscheidung und der enttäuschenden Leistung von Katrin Mattscherodt zu Gunsten Friesinger-Postmas: “Ich denke, dass wir mit Anni erfolgreicher sein können. Katrin hat über 5000m nicht ihr Leistungsvermögen gezeigt. Sie hat mir auch selbst gesagt, dass sie Anni derzeit für die Stärkere hält”. Katrin bestätigte dies und sagte: “Ich kann seine Entscheidung schon verstehen.”
Mit ihrem Start erhält die Inzellerin nun doch noch eine Chance auf eine Medaille bei ihren letzten Olympischen Winterspielen. Die als Goldhoffnung des deutschen Teams nach Vancouver gereiste Anni Friesinger-Postma, hatte jedoch in ihren Einzelrennen mit dem 14. Rang über 1000m und dem 9. Rang über 1500m nur mittlere Plätze belegen können.
Trotz des Starts von Anni Friesinger-Postma drohen im deutschen Team jedoch schon wieder neue Diskussionen und Ärger. So sagte Anni Friesinger-Postmas Manager Klaus Kärcher (offensichtlich ohne objektive Berücksichtigung der gezeigten schwachen Vorleistungen): “Ich habe von Anfang an nicht verstanden, wie Eicher ohne Not mit einer seiner wichtigsten Läuferinnen umgesprungen ist”, und spricht sogar vor Rufbeschädigung: “Wie Eicher, der Anni auch persönlich viel zu verdanken hat, sich verhalten hat, war menschlich nicht sauber und aus meiner Sicht auch wirtschaftlich gesehen nur schwer vertretbar.”
Friesinger-Postma wollte sich indes nicht zum Verhältnis zu ihrem ehemaligen Heimtrainer und jetzigen Bundestrainer äußern und sagte nur: “Ich stelle mich in den Dienst des Teams. Fakt ist, dass alle anderen Entscheidungen dem Trainer obliegen.”
Angesprochen auf die Nominierung von Anni sagte die zweifache Silber-Gewinnerin und erfolgreichste Eisschnellläuferin Deutschlands bei diesen Spielen Stephanie Beckert gewohnt zurückhaltend und bescheiden: “Ich fühle mich nicht als Nummer eins im Team. Es gibt erfahrenere und erfolgreichere Athletinnen als mich. Ich werde mich dem fügen, was im Team gesagt wird”.
Kurze Regelkunde
Bei Teampursuit starten zwei Teams parallel auf entgegengesetzten Geraden. Gelaufen wird nur auf der Innenbahn ohne Bahnwechsel (wie es bei Einzelläufen sonst üblich ist). Daraus resultiert die Distanz von 385m anstatt 400m pro Runde. Jede Mannschaft steht mit drei Läufern bzw. Läuferinnen auf dem Eis. Ein vierter Läufer dient als Ersatz oder “Austauschvariante” für kommende Läufe. Die Frauen müssen sechs Runden und die Männer acht Runden absolvieren. Im Ziel wird der letzte der drei Läufer mit dem ersten Schlittschuh gestoppt.
In Vancouver treten auch neue Regelungen in Kraft. Für ein Team einer Nation werden nur noch 4 Läufer nominiert. Bei der ersten olympischen Austragung dieses Wettkampfes in Turin 2006 waren noch 5 Starter pro Team nominiert. Außerdem beginnen die Läufe sofort mit dem Viertelfinale.