Nico Ihle heiß auf WM-Start vor 8000 Fans
Von Thomas Treptow
Nico Ihle„Ziel erreicht“, kann der 22-Jährige konstatieren – völlig zurecht. Denn nachdem er im Vorjahr die WM-Qualifikation noch knapp verpasst hatte, schwor er sich, es im zweiten Anlauf besser zu machen. Das Gesagte war mit dem zweiten Rang bei den deutschen Meisterschaften im Sprint-Mehrkampf getan. Jetzt fiebert der Schützling von Trainer Klaus Ebert dem Start in der Thialf-Eishalle entgegen. „Ich bin zwar beim Weltcup in Salt Lake schon in der A-Gruppe gelaufen. Aber das ist überhaupt kein Vergleich zu Heerenveen mit 8000 Zuschauern“. Für viele Oranje-Fans ist Nico Ihle dabei ein unbeschriebenes Blatt. Aber das stört den Kufenflitzer von der Chemnitzer Skater-Gemeinschaft (CSG) wenig. Es passt irgendwie sogar ins Konzept. „Von mir erwartet doch keiner etwas, so kann ich nur gewinnen“, blickt er auf die Wettkämpfe am Sonnabend und Sonntag (jeweils ab 13.30 Uhr) voraus.
Wie Samuel Schwarz (Berlin) wird Nico Ihle in „der Thialf“, in der eine neue Entfeuchtungs-Anlage für trockenere Luft und schnellere Zeiten sorgen soll, von Chefcoach Bart Schouten betreut. Der Niederländer kümmert sich im zweiten Jahr um die deutschen Männer. Der Sachse profitiert davon: „Das Training ist sehr ausgewogen, von jedem ist etwas dabei. Das ist eine Sache. Aber auch das Short-Track-Training mit den engen Kurven, der extremen Schräglage und der allgemeinen Härte hat mir viel gebracht.“ Fortschritte zeigten sich schon zu Saisonbeginn, als Nico Ihle bei den Weltcups in Salt Lake City und Calgary neue Bestzeiten über 500 bzw. über 1000 Meter aufstellte. „In diesen Bereiche soll es auch in Heerenveen gehen“, sagt der Angehörige der Bundeswehr, der über 500 Meter mit einer Platzierung unter den Top 16 liebäugelt.
Die Daumen drücken ihm viele. Freundin Anni zum Beispiel, mit der er in Oberlungwitz eine Wohnung im Haus ihrer Eltern bezogen hat. Sie hört ihren Schatz wieder Mal nur am Telefon. „Ja, das nervt schon ein wenig, dass wir uns sehr wenig sehen. Aber ich versuche, so oft es geht, nach Hause zu fahren“, erzählt der mehrfache deutsche Juniorenmeister, dessen Bruder Denny ganz gern die Koffer gepackt hätte. Doch der Ältere brachte seine guten Trainingsleistungen bisher nicht aufs Eis. Deshalb bleibt ihm nur, am Fernsehschirm oder als Zuschauer im Internet mitzufiebern.
Wie eine Rakete wird Nico Ihle auch in den Niederlanden nicht in die Elite vordringen. Aber jeder Vergleich mit der Weltspitze, jeder Zweikampf, bringt ihn weiter. Das betrifft Geist und Körper. War er bei seinem Weltcup-Einstand vor zwei Jahren nach „zwei, drei Wettbewerben noch völlig kaputt“, so fühlt er sich den psychischen Herausforderungen inzwischen gewachsen. Der Sprinter, der für die Einzelstrecken-WM in Nagano bereits qualifiziert ist, nimmt langsam Fahrt auf. „Noch sind mir die Topleute in punkto Erfahrung, vielleicht auch Kraft und Technik ein Stück voraus“, weiß der Chemnitzer, der sich am vierfachen Weltmeister Jeremy Wotherspoon orientiert. „Schon cool, wie er läuft und alles locker wegsteckt“, schwärmt Nico Ihle von dem Kanadier, dem großen WM-Favoriten.