Gespräch mit Anni Friesinger
Anni, Glückwunsch zu Silber. Sind Sie zufrieden, oder eher ein bisschen traurig, Gold so knapp verpasst zu haben?
Ich bin ein sehr gutes Rennen gelaufen, alle vier Runden auf hohem Niveau, mehr konnte ich in dieser Situation nicht tun. Ich musste vorlegen, Cindy Klassen konnte sich daran orientieren, und sie war heute eben die bessere. Mehr war nicht möglich, und ich sehe Silber als Erfolg. Klar glänzt Gold immer schöner als Silber, aber ich habe ja noch drei Möglichkeiten.
Kann es eine Rolle gespielt haben, dass Cindy Klassen im Unterschied zu ihnen bis zu letzt eine starke Gegnerin hatte?
Vielleicht, ich hatte mir natürlich gewünscht, dass ich in der letzten Kurve noch einmal in den Windschatten von Daniela nutzen kann, aber sie war heute nicht so stark wie in den letzten Rennen. Ohne mein Missgeschick von Heerenveen hätte ich vielleicht im letzten Paar gestanden, das wäre wieder eine andere Situation gewesen. Es hat mich wirklich sehr geschmerzt, dass ich dort wegen der Zehenverletzung auf meine Starts verzichten musste, weil ich in eine Hochform war. Aber “wäre, hätte, könnte” bringt mich nicht weiter, ich habe Silber und schaue nach vorn.
Hat der Zeh heute noch Probleme bereitet?
Naja, wenn man in den Schlittschuhen steht und die ersten Einlaufrunden läuft, tut es natürlich weh, so ein Schuh ist ja sehr eng und hat keinen Extraplatz für geschwollenen Zehen. Aber wenn man im Wettkampf läuft, denkt man da nicht mehr dran, da ist der Schmerz vergessen. Aber es bringt nichts, immer wieder daran zu denken und zurückzuschauen, ich will mich bei meiner Heim-WM von meiner besten Seite zeigen und nicht jammern.
Haben Sie schon entschieden, ob Sie am Sonntag 1000 oder 5000 Meter laufen?
Nein, das ist noch offen. Das entscheiden ich nach den 3000 Metern. Wenn ich konstant schnelle Runden aufs Eis bringe, sind die 5000 ein Thema.
Ist der Heimvorteil für Sie eher Last oder eher Motivation?
Beides. Die Erwartungen sind sehr hoch, und ich habe auch selbst einen hohen Anspruch. Dem ordne ich alles unter. So schlafe ich in meinem eigenen Heimatort sogar im Hotel. Aus Salzburg anzureisen ist mir zu riskant, falls es zum Beispiel Schneeglätte gibt; und bei meiner Mutter könnte ich mich vielleicht nicht optimal auf den Wettkampf konzentrieren. Es war besser so für den Wettkampf. Der Trubel im Stadion ist schon genug, auf Schritt und Tritt laufen einem Freunde oder Schulkameraden über den Weg. Aber es gibt auch Kraft, so viele Fans zu haben.
Wie denken Sie über den Konflikt Pechstein – Kraus, der derzeit so hohe Wellen schlägt?
Zu dem Konflikt kann ich nichts sagen, er betrifft mich nicht. Wenn ich selbst Probleme mit irgendetwas habe, und die habe ich auch, dann versuche ich immer zuerst, das intern zu lösen.
Wie kommen Sie mit dem neuen Laufanzug zurecht, über den die Meinungen ja auch auseinandergehen?
Ich kann da nur für mich sprechen. Ich bin mit dem Anzu sehr zufrieden, die Materialen sind ja individuell auf mich abgestimmt. Leider habe ich keinen Anzug zum Wechseln, aber mir wurde versichert, dass das Problem für die Olympiasaison gelöst wird, und das Wort gilt für mich.
(Zusammengestellt aus Fragen und Antworten aus der Pressekonferenz)