Geisreiter: Eisschnelllaufen für Insider
Moritz blickt auf seine Kontrahenten herunter, aber das hat nur mit der stattlichen Größe des bayerischen „Leuchtturms“ zu tun. Ansonsten startet er bei den Weltmeisterschaften in Kanada, um zu lernen. Doch schon das gleicht beinahe einem Märchen – und irgendwann möchte Moritz Geisreiter (21) mit den Besten auf Augenhöhe sein. „Einmal eine olympische Medaille gewinnen“, blickt der Spezialist für die langen Kanten weit nach vorne.
Gemach, gemach. Zu Saisonbeginn in Berlin hatte der Süddeutsche über 10.000 m erste Ausrufezeichen gesetzt. Zuletzt beim Weltcup in Salt Lake City pulverisierte er – auch durch die Höhe bedingt – seine Bestmarke über 5000 m. Geht es immer so rasant…? Die nahe liegende Frage an den Dauerbrenner, der auf dem Richmond Olympic Oval am Samstag zum Einsatz kommt und der mit einer Top-Ten-Platzierung über die Mammutdistanz liebäugelt. Der traut sich was, dabei pirschte er sich eher behutsam an die Sportart heran. Katapultierte sich auf zwei Alpinski-Brettern im Schnee bis in den deutschen Schüler-Cup, kam aber irgendwie nicht weiter. „Ich war oft zu nervös – und der Aufwand ging finanziell zu weit.“
Im schönen Chiemgau lockte auch die Inzeller Eisbahn. Der passionierte Radfahrer entschied sich für die schmalen Kufen, weil er die Abwechslung schätzte. Und verabschiedete sich dennoch gleich wieder. Highschool-Jahr in Québec („dort stand ich vielleicht dreimal auf den Kufen“) und mit allerbesten Französisch-Kenntnissen anschließend ein bombiges Abitur. Zwischendrin liebäugelte der lange Lulatsch mit Basketball, was Wunder… Und begab sich doch unter die Fittiche von Danny Leger in Inzell. Der Winter 2005/2006 signalisierte: das Eis wird sein Element. „Rückblickend ging es schnell vorwärts, weil mein Niveau so niedrig war…“ Nie hätte er damals von Olympia zu träumen gewagt. Jetzt kann er sich bei der Generalprobe für einen Einsatz 2010 an gleicher Stelle empfehlen.
Moritz Geisreiter kennt die „vielen Dinge“, in denen er sich verbessern muss. Er spricht von technischen Details, seiner nicht optimalen athletischen Ausbildung. Und beschreibt den Laufstil und die Dynamik eines Sven Kramer als Maß aller Dinge. Ein wenig hat ihn in Richmond die Malaise erwischt („mir ist etwas schwindlig“), aber das möchte der Schützling von Markus Eicher nicht weiter thematisieren. Lieber referiert er über das ellenlange Rundendrehen, für Außenstehende bei einem 10.000-m-Event mitunter weniger elektrisierend. „Mich animiert das Gefühl für lange Rennen, in der sich jede Runde, ja jede Kurve unterscheidet.“ Klar müssten die Betrachter „ein gewisses Maß an Kenntnis“ besitzen, um Kampf, Taktik und Durchgangszeiten einschätzen zu können. „Wir wollen Insider begeistern.“ Ein verdammt hohes Ziel für Moritz Geisreiter…