Gabi und Hubert in Papas Spuren
Die Geschäfte gehen gut. Der Gasthof Hirschbichler ist noch bestens ausgelastet, die Touristen kommen auch im Oktober gerne nach Inzell. Sie schwärmen von den rotgelb gefärbten Wäldern – Indian Summer im Chiemgau – der guten Wurst der Hirschbichler’schen Metzgerei und inspizierten das Stadion, wo man häufig Top-Athleten beim Training, ob auf dem Eis, beim Stretching oder Radtraining, hautnah beobachten kann. Ein Kind des Hauses ist meist mittendrin. Zum Beispiel Gabriele, die sich derzeit auf die Deutschen Meisterschaften in Berlin (31.10. bis 2.11.) vorbereitet. Oder Hubert, dessen großes Ziel der Junioren-Weltcup auf der Piste vor der Haustüre (29./30.11.) ist.
Der luftgetrocknete Bergschinken, eine Spezialität des Hauses, mundet vorzüglich. Ob er aber auch Kraft für schnelle Runden gibt…? Oder vielleicht die Hirschsalami, eine weitere Besonderheit. Nebenan in der Gaststube illustrieren Bilder die Verquickung zwischen Wurst und Kufen. Hubert Hirschbichler Senior, der Chef des Hauses, gehörte von 1976 bis 1982 zur deutschen Nationalmannschaft, stellte nationale Rekorde (über 1000 m) auf, stand auf dem Treppchen und vererbte seine Leidenschaft weiter. „An alle drei Kinder. Der Sport ist in der Familie verwurzelt – aber niemand wurde gedrängt“, so sein Motto.
Hubert HirschbichlerWährend Brigitte, heute 27, ihre Karriere relativ frühzeitig beendete, um ein Marketing-Studium zu beginnen, kratzt Hubert (17) jetzt mächtig mit den Hufen, pardon: den Kufen. „Er steht gut auf den Schlittschuhen“, so das profunde Urteil des Vaters. „Er ist ein harter Hund und sehr talentiert. Auch im Hockey.“ Aber nun dreht er längere Runden. Im Hinblick auf die Junioren-WM in Zakopane im nächsten Jahr – und ohne die heimische Ausbildung zu vernachlässigen. Das heißt: von 5:15 Uhr bis 14 Uhr im Geschäft. Fünf Tage die Woche. Gourmets unter den Kunden verlangen den Hubertus-Schinken. Und im Gästehaus (30 Betten) genießen zahlreiche Holländer derzeit den „Goldenen Oktober“. Stammgäste, häufig Fans der Schaatser, die die Marktgemeinde weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt machten.
Auch Gabi ist gelernte Metzgerin, seit vier Jahren kann sie sich als Sportsoldatin jedoch professionell ihrem Sport widmen. Zuletzt bremsten gesundheitliche Probleme – doch nun hofft sie auf die nötigen Resultate für eine Teilnahme am ersten Weltcup-Block im November. Dann beginnt zuhause die kurze Verschnaufphase vor der Wintersaison. Wenn tief hängende Wolken das Bilderbuch-Panorama verschleiern, weniger Gäste den Weg an die deutsch-österreichische Grenze finden. Hubert Hirschbichler hält dann via Telefon Kontakt zu seinen sprintenden Metzgern. Aber er betont, welche Wirkungen vom Sport ausgehen. „Man lernt unglaublich viel, ist konzentriert und zielorientiert.“ Nun hofft er auf das endgültige GO für den Bau einer Inzeller Halle. „Dann erleben wir hier einen Boom.“ Doch das ist ein anderes Thema.