Familie ist mein Ruhepol
Saisonstart-Gespräch: Marco Weber sieht sein WM-Ergebnis als Maßstab für Turin
Nach seinem JWM-Ergebnis von 2002 (Vierter mit 5000-m-Streckensieg und Rang zwei über 3000 m) ruhten große Hoffnungen auf Marco Weber (EC Chemnitz), doch zwei Jahre lang lief nicht mehr viel zusammen. Doch nach seinem Wechsel in die Grefrather Trainingsgruppe von Jan Coopmans präsentierte er sich in der Vorsaison wie verwandelt: Deutscher Meister über 5000 m und im Mehrkampf, als Krönung schließlich ein nie erwarteter 7. Platz bei der WM über 10’000 Meter.
Mit dem 22jährigen sprach Matthias Opatz.
Sind Sie gut über den Sommer gekommen?
Ja, bin ich, wenn auch mit ein paar planmäßigen Einschränkungen.
Inwiefern?
Ich habe meine Ausbildung bei der Bundespolizei abgeschlossen, noch am 21. September hatte ich ein Prüfung, so dass ich erst seit dem 23. September auf dem Eis trainiere. Aber meine Saisonziele sind dadurch nicht gefährdet, es erforderte nur einen etwas anderen Fahrplan in der Vorbereitung als sonst.
Welches sind denn Ihre Saisonziele?
Wenn ich bei Olympia in Turin meine WM-Leistung wiederholen könnte, wäre das super. Das ist angesicht der internationalen Konkurrenz eine Riesenaufgabe, aber wer sich solche Ziele nicht stellt, kann sie auch nicht erreichen.
Ihre 6:36 Minuten vom Juli in Berlin sahen ja schon mal sehr gut aus.
Stimmt, die Zeit hat mich selbst überrascht. Aber sie zeigt auch, dass wir wohl im Training alles richtig gemacht haben.
Da kann ich mir die Frage fest sparen, ob der Wechsel von der Chemnitzer in die Grefrather Trainingsgruppe richtig war …
Das war die einzig richtige Entscheidung, die ich mir denken kann.
Was läuft denn bei Jan Coopmans besser?
Besser ist nicht das richtige Wort, eher anders. Wie genau, das lässt sich schwer beschreiben. Jeder Trainer hat seine Eigenheiten und seine Vorstellungen, und die sind in sich gut, aber nicht für jedermann gleich gut geeignet. Das Training bei Klaus Ebert war es für mich nicht, kann es aber für andere durchaus sein.
Sie bestreiten Training und Wettkämpfe fast überall, aber fast nie in ihrer Heimat, in Sachsen. Dabei sind Sie eigentlich ziemlich heimatverbunden. Wie geht denn das gut?
Sobald ich ein, zwei Tage frei habe, fahre ich nach Chemnitz und verbringe die Zeit mit meiner Freundin und meiner Familie. Da kann ich richtig abschalten, und ich brauche das auch, als ruhigen Gegenpol zum Sport. Da machen wir alles mögliche, ausgehen, gut essen oder mal bowlen – es darf nur nicht mit Eisschnelllauf zu tun haben, darüber wird dann kaum geredet.
Welche Bedeutung haben die bevorstehenden Deutschen Meisterschaften?
Es ist die erste und eine ziemlich wichtige Durchgangsstation auf dem Weg zum Weltcup und zu den Olympischen Spielen. Man sieht, wo man steht, auch im direkten Vergleich zu den anderen. Und über 5000 Meter gibt es für mich nur ein Ziel: ich will mich für den Weltcup qualifizieren. Und Meister werden ist sowieso immer was Schönes.
Marco Weber online: https://www.icespeedskatermarco.de