DESG-Olympia-Notizen vom 16. und 17. Februar 2006
Schwer erkämpfter Triumph im Mannschaftsrennen / DKB empfing Olympiateilnehmer
Gold für Deutschland im Mannschaftslauf! Der über vier Runden gehende, schwer erkämpfte Triumph von Daniela Anschütz-Thoms, Anni Friesinger, Claudia Pechstein, Sabine Völker und Lucille Opitz war nicht nur ein Riesenerfolg für die beteiligten Sportler, sondern versetzte die gesamte DESG-Mannschaft in Hochstimmung und Optimismus für die verbleibenden Olympiaentscheidungen. Nachdem am zweiten Tag der Mannschaftsentscheidung die Topbesetzung Friesinger/Pechstein/Anschütz im Halbfinale dien späteren Bronzegewinner Russland aus dem Rennen geworfen hatte, bezwang das deutsche Team in der gleichen Besetzung im Endlauf Kanada. Da brach der Jubel und die Erleichterung aus den Sportlern wie auch aus dem für das Team verantwortlichen Trainer Markus Eicher heraus, fiel die Anspannung ab. Während bei Anni Friesinger noch bei der Siegerpräsentation im Oval die Tränen flossen, brauchte Claudia Pechstein tags darauf auf dem “Medal Plaza” das Taschentuch.
“Das war ein brutal harter Wettkamf, aber ich bin superglücklich über diesen Ausgang”, sagte Anni Friesinger nach dem Rennen. Die Kanadier hatten das Finale ohne Cindy Klassen bestritten, die aber beim Einlaufen noch dabei war. Dabei stand Klassens Startverzicht (Schonung für die 1000 Meter) bereits fest, ihre Einlauf-Präsenz vor dem Endlauf war wohl noch mal ein Los aus der psychologischen Trickkiste. “Was auch noch kommt, Cindy hat jetzt erstmal nur Silber, aber wir haben Gold”, meinte Claudia Pechstein und nahm damit die Antwort auf de Frage vorweg, ob denn der Dreifacheinsatz für Friesiner und sie richtig war.
Gar viermal im Einsatz war die 3000-m-Sechste Daniela Anschütz. “Im Finale bin ich einfach nur gelaufen und wußte schon gar nicht mehr, wieviele Runden es noch sind”, meinte sie erschöpft, aber glücklich im Ziel, “und als ich zur Rundenanzeige schaute und eine 1 sah, war ich froh und wusste, wir schaffen es.” Sie sei in der Form ihres Lebens, so die 31jährige. “Geplant war nicht, dass ich viermal laufe aber ich war innerlich auch darauf eingestellt und fühlte mich stark genug dafür.”
Trainer Eicher lobte auch Sabine Völker – und das trotz oder gerade wegen ihres Fehlens am zweiten Mannschaftstag. “Sie hat mir gesagt, dass sie sich nicht fit genug fühlte und nicht den Erfolg der Mannschaft gefährden wollte”, sagte Eicher, “das kann man gar nicht hoch genug anrechnen.” Eine Goldmedaille bekam Völker aber ebenso wie Lucille Opitz, die am ersten Tag eingesetzt worden waren. Eicher ebenso wie die Läufer lobten immer wieder den Zusammenhalt und mannschaftliche Geschlossenheit aller Sportler und ihrer Trainer.
Während man sich allgemein ein zahlreicheres und temperamentvolleres Publikum im “Oval Lingotto” gewünscht hätte, ließen die Zuschauer allerdings bei den Rennen der italienischen Männer keine Wünsche offen. Vor allem beim dramatischen Finalsieg gegen Kanada wurde die Halle zum Hexenkessel. Matteo Anesi, Stefano Donagrandi, Enrico Fabris und Ippolito Sanfratello sorgten damit für den ersten italienischen Olympiasieg im Eisschnelllauf. Topfavorit Niederlande büßte seine Titelchancen durch einen von Sven Kramer ausgelösten Sturz im Halbfinale ein.Die deutsche Männermannschaft verabschiedete sich mit einer guten Leistung aus dem Mannschaftswettbewerb. Tobias Schneider, Robert Lehmann und Stefan Heythausen bezwangen im Lauf um Plaz sieben Japan klar und verbesserten sich gegenüber dem Viertelfinale noch einmal um eine Sekunde, sie waren damit auch schneller als die USA (ohne Hedrick) im Lauf um Platz fünf. “Schade, dass es nur Platz sieben geworden ist, aber wir haben gesehen, dass wir von den anderen nicht so weit weg sind, und das gibt Zuversicht”, sagte Stefan Heythausen. Er und die anderen Team-Männer (Schneider, Lehmann und Jörg Dallmann) bereiten sich nun auf einen Einzelstart über 1500 Meter vor.
Nach dem Erfolg der deutschen Damen war Feiern angesagt. Nach einem Abstecher ins Fernsehstudio begaben sich die Berlinerinnen Claudia Pechstein und Lucille Opitz ins “Berliner Haus”, während die Erfurterinnen Daniela Anschütz und Sabine Völker von ihren Landsleuten und vielen Gästen im “Thüringer Haus” gefeiert wurden. Nur Anni Friesinger zog nach dem kräfteraubenden Rennen und dem ebenfalls anstrengenden Medientrubel einen Abendessen mit der Familie und anschließende Ruhe vor, auch im Hinblick auf die 1000 Meter am Sonntag, bei denen die Inzellerin Favoritin ist.Die feierliche Siegerehrung tags darauf auf dem “Medals Plaza” im Stadtzentrum genoss sie aber in vollen Zügen. Bevor Anastacia Tausende Zuschauer in ihren bann zogen, taten es die Medaillengewinner verschiedene Entscheidungen. Als unter den Klängen der deutschen Hymne die schwarz-rot-goldene Fahne aufgezogen wurde, waren alle fünf Damen ergriffen, und Claudia Pechstein musste zum Taschentuch greifen. Ihre Trainer, weitere Mannschaftsmitglieder sowie Vertreter des DESG-Partners Deutsche Kreditbank (darunter der Vorstandsvorsitzende Günter Troppmann).
Zuvor war die DESG-Olympiamannschaft der Einladung des Partners DKB zu einem Mannschaftsabend im Berliner Haus (“Champions-Club”), einem stilvollen Ruderklubhaus am Ufer des Po, gefolgt. Neben den aktuellen Olympiakämpfer waren mehrere “Ehemalige” der Einladung gefolgt, darunter die Olympiasieger Uwe-Jens Mey, Karin Enke-Richter (Kania), Christa Luding (Rothenburger) und Gunda Niemann-Stirnemann. “Es war ein sehr gelungener Abend unter dem Motto come together”, sagte DESG-Sportdirektor Günter Schumacher. Und DESG-Präsident Gerd Heinze sagte, der Abend habe “die gute Partnerschaft zwischen dem Verband und ihrem Partner unterstrichen. Um so schöne war, dass die Sportler mit ihrer Goldmedaille im Mannschaftswettbewerb einen so schönen Beitrag dazu geleistet haben.” Der anschließende Besuch der Siegerehrung war ein großes Erlebnis auch für die DKB-Partner, “weil so eine Veranstaltung auf eindrucksvolle Weise die vielfältigen Emotionen des Sports bündelt.”
Im Olympischen Dorf haben sich mittlerweile alle gut eingelebt und nutzen zunehmend die Möglichkeiten vom Wäschewaschen über Internet-Cafe und Spiellokal bis hin zur inoffiziellen olympischen Disziplin des Abzeichen-Sammelns bzw. -Tauschens. “Do have a pin?”, hört man auf Schritt und Tritt. Viele DESG-Sportler haben auch schon die Gelegenheit wahrgenommen, Besuch im Dorf zu empfangen, so Eltern, Geschwister oder Freunde. Dank eines NOK-Kurierdienstes bekommen die Sportler auch täglich Zeitungen aus Deutschland, überregionale Blätter ebenso wie Regionalzeitungen.