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Wie Tyson Heung sein Ziel Olympia erklimmen will

Author: Gastauthor Thursday, August 13th, 2009 No Commented Under: Short Track
DESGphoto Tyson Heung DESGphoto / L. Hagen

Die Kanadierin Julie Robillard steht an der Bande. Das ist nicht überraschend. Denn jahrelang war sie selbst Shorttrackerin in Montreal. Und ihr Bruder Steve schon Staffel-Weltmeister und Weltrekordhalter, jetzt kämpft er um ein Olympiaticket für Vancouver. Doch die Eisbahn, an der Julie Robillard wartet, steht im sächsischen Dres­den. Und der, auf den sie wartet, ist nicht ihr Bruder.

Das Training ist hart, das spürt selbst der Beobachter: ST-Bundestrainer Éric Bédard lässt die Sportler an ihre Grenzen gehen. Dann endlich dürfen die Frauen und Männer im deutschen Nationaldress vom Eis. Für einen gibt’s Küsschen und Umarmung von Julie: Tyson Heung, der seit fünfeinhalb Jahren für den EV Dresden und die DESG an den Start geht. Der 30-jährige Deutsch-Kanadier lächelt auch nach hartem Programm. Dieser Charme ist mit ein Schlüssel zum Erfolg. Mit jenem Lächeln hat er die deutschen Shorttracker schnell als Freunde gewonnen, die ihn im Dezember 2004 zunächst als Konkurrenten um einen Platz im Team sahen. Und sie haben bald bemerkt, dass Heung mehr gibt als er nimmt: Das Niveau zog zum Nutzen aller an, andere Ideen zogen ein – nebenbei war der Neue ein echter Motivator und Klasse-Kumpel.

Seiner arglosen Offenheit konnten auch kanadische Trainer und Offizielle nicht widerstehen, als er im Vorjahr in Montreal trainie­ren wollte. Keine Selbstverständlichkeit, denn nordamerikanische Sportstät­ten und Know-how gibt es nach dem Willen der obersten ka­nadischen Sportführung vor Olympia nur für Einheimische. Heung: „Ich war in Montreal die einzige Ausnahme, durfte mit den Topläufern trainieren.“

Allerdings als Amateur. „Ich habe für ein Jahr eine Stelle an einem Gymnasium in Montreal angenommen“, so der studierte Lehrer, „ich wollte mir ein wenig Geld zusammensparen, für die Olympiasaison in Dres­den.“ Seit fünf Wochen ist er wieder in Sachsen, die Sporthilfe und Sponsor DKB stocken die Ersparnisse ein wenig auf, so dass Heung seine zweiten Winterspiele höchst professionell in Angriff nehmen kann. Die Ziele des 500-m-Weltcupsiegers von 2007: „Mit der Staffel will ich die Olympia-Qualifikation und bei den Spielen ins Finale. Einzeln über 500 Meter beim Weltcup regelmäßig ins Halbfinale und in Vancouver in die Top-10.“

Mit Dresden, wo er schon einmal zwei Jahre gelebt hatte, ist er schnell wieder warmgeworden. „Die Stadt ist phantastisch, die Leute sind freund­lich, und die einheimische Küche ist besser als einem lieb ist“, so Heung, der auf Bratwurst und Eisbein anspielt. „Das kann ich mir leider nicht so oft leisten. Zu viel Fett.“

Julie Robillard, die in Montreal Medizin studiert, hat ihren Urlaub an der Elbe kurzerhand um ein paar Tage verlängert, zumal sie Tyson Heung wieder wochenlang nicht sehen wird – erst bei den Weltcups im September in Nordamerika. Julie und Tyson sind schon lange ein Paar. Zeit für Hochzeitsglocken? Der Sprinter setzt sein unwiderstehliches Lächeln auf: „Ja, wenn die nächsten gemeinsamen Jahrzehnte auch so gut verlaufen, werden wir unbedingt darüber nachdenken…“

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