Staffeln auf Olympiakurs: Schub fürs Selbstvertrauen
An diesem langen Tag im „Berry Events Center“ von Marquette im US-Staat Michigan lief für die deutschen Shorttracker buchstäblich alles nach Plan. Zuerst erreichten Aika Klein (Rostock), Susanne Rudolph (Grafing), Paul Herrmann und Tyson Heung (beide Dresden) über 1000 Meter das Achtelfinale (am Sonntag), dann qualifizierten sich beide Staffelteams für das Halbfinale und wahrten ihre Chancen, sich am Sonntag einen Startplatz für die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver zu erlaufen.
„Ich bin richtig zufrieden, das war vor allem für die Mädchen ganz wichtig für das Selbstvertrauen“, sagte ein sichtlich erleichterter deutscher Bundestrainer Éric Bédard, „jetzt können sie es auch schaffen, das Finale zu erreichen und doch noch das Olympia-Ticket zu lösen. Dazu müssen sie im Halbfinale Japan schlagen, und das werden sie!“ Nach der Disqualifikation in der Vorwoche in Montreal war Vancouver für die deutschen Frauen in weite Ferne gerückt.
Glücklich und gut gelaunt war am Freitagabend (Ortszeit, Sonnabendmorgen in Europa) auch Susanne Rudolph (28). Sie hatte allen Grund dazu: Bereits am Donnerstag hatte sie sich für das 500-m-Achtelfinale (am Sonnabend) qualifiziert, am Freitag war ihr dasselbe auch auf der eher ungewohnten 1000-Meter-Distanz gelungen. „Ich war nach dem gestrigen guten Tag ganz unbeschwert heute, ich wusste dass ich nach den Trainingsleistungen sehr gut drauf bin und wollte mal schauen, was geht“, erzählte sich auf der Massagebank von Physiotherapeut Uwe Müller in den Telefonhörer, „und es ging was. Aber das Tollste war natürlich dann der Halbfinaleinzug mit der Staffel. Wir haben uns vor dem Rennen auf das Vancouver-Maskottchen eingeschworen, das Julia Riedel mitgebracht hatte, und sind dann ein Super-Rennen gelaufen. So ein Erfolgserlebnis hat uns lange gefehlt, ich glaube, jetzt können wir am Sonntag Bäume ausreißen.“
Eine ähnliche Bilanz wie Susanne Rudolph hat auch Tyson Heung vorzuweisen. Auch er steht am Sonnabend im 500-m-Viertelfinale und am Sonntag im 1000-m-Viertelfinale. Der Deutschkanadier vom EV Dresden hatte von allen das härteste Programm: Am Donnerstag drei 1500-m-Läufe, gefolgt von drei 500-m-Läufen. Und am Freitag gehörte er nach seinen drei 1000-m-Vorläufen beide Male zum deutschen Quartett in der 5000-Meter-Staffel, denn hier waren zwei Qualifikationsrunden angesetzt, die das DESG-Team beide überstand.
„Oh, das waren zwei ganz harte Tage, ich bin so kaputt“, sagt der 30jährige Routinier, „aber auch so glücklich. Ich habe alles gegeben, und es hat sich gelohnt. Unsere Staffel hat heute keinen Fehler gemacht, jetzt stehen wir mit einem Bein in Vancouver.“
Die endgültige Entscheidung fällt am Sonntag in den letzten Rennen der im Olympiajahr verkürzten Weltcupsaison. Kommt das DESG-Team ins Finale oder auf Platz fünf oder sechs, ist man bei den Winterspielen dabei. Bei Platz sieben oder acht kommt es auf die Platzierungen der anderen Mannschaften an. „Wir wollen es natürlich aus eigener Kraft schaffen“, so Heung, „vielleicht kommen wir sogar ins Finale. Wir haben das Zeug dazu, und die Ansetzung ist nicht die schlechteste.“ Die Halbfinalgegner lauten Kanada, Großbritannien und die Niederlande.
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