Shorttrack: Deutsche Staffeln für Olympia-Qualifikation gerüstet
Am internationalen Kräfteverhältnis hat sich auch nach den ersten beiden Weltcups des olympischen Winters nichts geändert, die meisten Siege gingen nach Asien (Südkorea 10, China 4), einige nach Nordamerika (Kanada und USA je 1). Auch auf den weiteren Medaillenplätzen konnte bis auf Japan kein weiteres Land mitmischen. Und doch behauptet Bundestrainer Éric Bédard: „Unser Abstand zu den Großen der Welt ist nicht größer, sondern geringer geworden.“
Den Beweis für diese Behauptung traten vor allem die deutschen Staffeln an. Die Männer hatten in Seoul sogar die Chance, sich für den Endlauf zu qualifizieren. Doch nach einem spannenden Halbfinale, in dem nach 5 Kilometern nur eine halbe Sekunde zwischen dem Ersten und Letzten lag, mussten die Deutschen ihren taktischen Experimenten Tribut zollen. Dafür lieferten Paul Herrmann, Tyson Heung, Robert Seifert (alle Dresden) und Sebastian Praus (Mainz) im B-Finale den US-Amerikanern – die es bei Olympia auf eine Medaille abgesehen haben – einen großen Kampf. „Für Olympiasieger Apolo Ohno als Schlussläufer war es absolut kein Spaziergang ins Ziel, denn Paul Herrmann saß ihm plötzlich nochmal mächtig im Nacken“, konstatierte Shorttrack-Teamleiter Matthias Kulik über die DESG-Staffel, die in Peking Sechster wurde. Dort liegt sie auch bei Weltcup-Halbzeit.
Das Damen-Quartett, diesmal mit Aika Klein (Rostock), Christin Priebst, Bianca Walter und Julia Riedel (alle Dresden), hat in der Endabrechnung von Peking zwar nur eine 9 in Platzierungsspalte, zeigte aber dennoch eine ermutigende Vorstellung. Denn in ihrem Viertelfinale hatten sie mit China und Japan genau jene Staffeln als Gegner, die auch den Endlauf erreichten und dort Platz 1 und 2 belegten. Dabei hatten die Deutschen bis drei Runden vor Schluss vor den Japanern gelegen, doch ein Wechselfehler brachte sie 20 Meter hinter die Japaner. Und selbst die hat Schlussläuferin Aika Klein beinahe wieder aufgeholt – am Ende trennten Japan und Deutschland beim Fotofinish ganze drei Hundertstelsekunden. „Das ist Shorttrack, da kann man nichts machen“, meinte Éric Bédard, „aber es hat gezeigt, das wir das nötige Niveau haben und uns Mut gemacht für die Olympiaqualifikation.“
Aber auch auf den Einzelstrecken gab es einige ausgezeichnete Resultate. Paul Herrmann qualifizierte sich sowohl über 1000 als auch über 1500 Meter für das Viertelfinale und belegte die Plätze 13 und 16. Tyson Heung kam über 500 Meter auf Rang 15, Aika Klein wurde 17. über 1500 Meter. „Alle Plätze, die der DOSB bei Wiederholung in Weltcup 3 oder 4 als erfüllte Olympianorm anerkennen würde“, sagt Kulik. Dafür gelten über 500 und 1000 Meter die Top-16 sowie über 1500 Meter die Top-18. Solche Platzierungen hatten die DESG-Läufer auch in Peking schon verbucht.
Die deutschen Shorttracker sind am Montagabend in Dresden zurück und beginnen gleich am Dienstag, die für die Vergabe der Vancouver-Tickets entscheidenden Weltcups in Montreal/Kanada (5. bis 8. November) und Marquette/USA (12. bis 15. November) vorzubereiten. „Die Zeit ist zu kurz, um da noch einen Wettkampf zu bestreiten“, sagt Éric Bédard, „aber die Wettkämpfe in Asien waren entscheidende Wettkampfpraxis auf einem Niveau, wie es Europa ohnehin nicht bietet. Die Auswertung ist noch nicht zu Ende, wir werden jeden einzelnen Lauf noch kritisch analysieren und unsere Schlussfolgerungen ziehen.“