Sheffield 2011: Deutsche Männer im Finale!
Am zweiten Tag der Shorttrack-WM im britischen Sheffield konnten die deutschen Starter ihren in Moskau begonnen Aufwärtstrend fortsetzen. Hier der Bericht von Maos Heatbox vom zweiten Wettkampftag
Toller deutscher Tag bei den Shorttrack-Weltmeisterschaften in Sheffield: Die Staffel mit Robert Seifert, Paul Herrmann, Robert Becker (alle Dresden), Torsten Kröger (Rostock) lief in einem packenden Halbfinale auf Platz 2 hinter Titelverteidiger Südkorea, steht damit im morgigen Finale. Zuvor hatten schon Seifert, Herrmann sowie Bianca Walter über 500 Meter überzeugt (Plätze 10, 13, 16). Seifert verfehlte das Halbfinale nur knapp. 500-m-Weltmeister wurden die Chinesin Fan Kexin und der US-Amerikaner Simon Cho.
Staffelwettbewerb: Wacker auf Sturz-Eis
Was für ein packendes Halbfinale! Während die deutschen Fans, die das Rennen über die Online-Rundenzeiten verfolgten schon fürchteten, die DESG-Staffel wäre nach zwei Runden gestürzt, lief diese ein großes Rennen und hat nun am Sonntag die Chance auf eine Medaille. Ein ausgefallener Transponder war der Grund für die fehlenden Zwischenzeiten. Noch vor zwei Monaten hätte kaum jemand ein ähnliches WM-Ergebnis wie 2010 in Sofia für möglich gehalten, als die deutsche Männer (Praus, Heung, Hermann, Seifert) die erste WM-Medaille für den deutschen Shorttrack überhaupt geholt hatten.
Die 45 Runden dieses 5000-m-Staffelfinales waren bis wenige Runden vor dem Ende ein packender Vierkampf mit wechselnden Führungen. »Die größte Sorge war aber immer die Sturzgefahr«, meinte Co-Bundestrainer Miroslav Boyadzhiev, »schon im ersten Halbfinale sind auf dem schweren Eis die Briten und Chinesen gestürzt, und das Eis wurde von Runde zu Runde schlechter. Tatsächlich hatten alle immer mehr Probleme in den Kurven.« Prompt landeten dann die Franzosen wie auch die Niederländer auf dem Eis − während sich die Deutschen wacker auf den Kufen hielten. Boyadzhiev: »Daraufhin sind wir auf Sicherheit gelaufen und haben die Koreaner ziehen lassen, mit denen wir bis dahin noch zusammen waren.«
Im Endlauf am Sonntag treffen sich die vier Aufrechten der Halbfinals, also Südkorea, Deutschland, die USA und Kanada.
500 m Männer: Robert Seifert mit Turbo
Das schlechte Eis erübrigt einen Vergleich der Zeiten von Sheffield mit den Bestenlisten, aber das interne WM-Zeitranking zeigt wie schon beim Weltcup in Dresden: Robert Seifert kann beinahe so schnell laufen wie die Weltspitze. Und fast wäre auch wieder ins Halbfinale vorgedrungen. Er lag in seinem Viertelfinallauf Mitte des Rennen auf Platz zwei, hat dann dicht hinter dem führenden François Hamelin (Kanada) etwas Speed verloren, was Thibaut Fauconnet zum Überholen nutzte.
Auch Paul Herrmann stark: Er lief sich ebenfalls ins Viertelfinale und dort nach missglücktem Start noch vom 5. auf den 3. Platz − macht Streckenrang 13.
Die Hamelin-Brüder ihrerseits überstanden das Halbfinale nicht, François stürzte auf dem schweren Eis, und Doppel-Olympiasieger Charles kassierte ein Penalty. So war der Weg frei für den US-Amerikaner Simon Cho, der sich in einem engen Finale vor Olivier Jean (Kanada) und Liang Wenhao (China) durchsetzte.
500 m Frauen bleibe Domäne der Chinesinnen
Nach der jahrelangen Siegesserie von Wang Meng ist nun Fan Kexin in die Bresche gesprungen und hat den 500-m-WM-Titel erneut nach China geholt. Allerdings profitierte Fan, der bei acht Weltcupstarts der Saison kein Sieg auf dieser Distanz gelungen war, von einem Sturz der Favoritin Marianne St-Gelais (Kanada). Im Endlauf verwies Fan mit einem Start-Ziel-Sieg von Startposition 1 die Italienerin Arianna Fontana sowie Liu Quihong (China) auf die nächsten Plätze.
Einen starken Auftritt hatte Bianca Walter, die jeweils aus eigener Kraft (also ohne Glück oder Kampfrichterentscheid) erst ins Achtelfinale und dann ins Viertelfinale einzog und am Ende Platz 16 belegte.
Käptn Kooreman: Ein großer Tag
Bundestrainer Michael Kooreman: »Ein großer Tag für unsere Mannschaft. Bianca, Paul und Robert haben sich über 500 Meter hervorragend geschlagen. Wenn sie sich noch weiterentwickeln, zum Beispiel immer den richtigen Zeitpunkt zum Überholen erkennen, werden wir noch viel Freude mit ihnen haben. Und dann der Staffelerfolg! Jetzt ist alles möglich. Das Eis ist hier miserabel, das macht die Rennen langsam, aber auch offener. Ich rechne damit, dass das Feld morgen im Finale lange zusammenbleibt, wir müssen dranbleiben und dürfen nicht stürzen. Klar, dass wir jetzt alles daransetzen, um eine Medaille zu holen.«
Quelle: Maos Heatbox