Robert Seifert zurück in der Weltspitze
Beim Shorttrack-Weltcup in Moskau sorgte Robert Seifert am Sonntag für einen Paukenschlag aus deutscher Sicht. Der Dresdner war nach langer Verletzungszeit erst bei der Europameisterschaft in Heerenveen in die Saison gestartet und scheint nun eine Woche vor dem Heim-Weltcup in Dresden den Sprung zurück in die Weltelite vollzogen zu haben. Mit dem Sieg im 500 Meter B-Finale und dem damit verbundenden fünften Rang sorgte der frühere Junioren-Weltmeister auf dieser Strecke auch für das bisher beste Saisonergebnis der Deutschen Mannschaft.
Bereits am Freitag hatte Robert Seifert den Sprung ins Viertelfinale geschafft, dort wurde er an Position zwei liegend durch den US-Amerikaner Jeff Simon behindert. Dadurch verlor der Dresdner seine Position und obwohl dann nur als Vierter die Ziellinie überlaufend, wurde er für das Halbfinale gesetzt, während der US-Amerikaner mit einem Penalty ausschied.
Im Halbfinale setzten sich überraschend Simon Cho (USA) und Paul Stanley (GBR) durch. Der Chinese Ma war in der dritten Runde gestürzt, der direkt dahinter laufende Robert Seifert musste abbremsen und verlor den Anschluß an die Spitze. In der vierten Runde kam dann auch noch der Kanadier Charles Hamelin zu Fall, Robert Seifert konnte nicht mehr ausweichen und lief in den Kanadier hinein. Er rappelte sich sofort wieder auf, beendete das Rennen als Dritter und stand so im “Kleinen Finale”.
Im B-Finale lieferte Robert Seifert eine beeindruckende Vorstellung ab, lief von der Spitze den Gegnern davon und lag nach drei Runden schon mit Abstand vor der Konkurrenz, bei der dann auch noch der zweitplatzierte Ma stürzte. Obwohl zum Schluß nicht mehr Vollgas gebend, blieb Robert Seifert noch unter der 42 Sekunden Marke.
Im A-Finale gab es dann einen überraschenden Einlauf, Simon Cho (USA) vor Paul Stanley (GBR) und Freek van der Waart aus den Niederlanden. Francois Hamelin aus Kanada, eigentlich der Topfavorit im Finale, ging zwar nach dem Start in Führung, musste aber nach einem Fehler die anderen vorbei lassen und wurde nur Vierter. Ein Debakel erlebten die Koreaner, Sung und Lee traten zu den Hoffnungsläufen nicht an und Byeong-Jun Kim schied im Viertelfinale aus (Platz 13). Torsten Kröger kam auf Platz 29.
Im Weltcup führt Charles Hamelin (2024) knapp vor Simon Cho (2010) und dem Chinesen Wenhao Liang.
Lehrgeld musste der Dresdner Paul Herrmann im Finale des Hoffnungslaufes über 1000 Meter zahlen, denn obwohl mit Körper und hinteren Fuß deutlich auf Platz zwei liegend und eine höhere Geschwindigkeit habend, streckte er sein vorderes Bein nicht weit genug nach vorn, so dass der Niederländer Niels Kerstholt den Angriff von Paul Herrmann um 0,001 Sekunden (eine Tausendstel Sekunde) abwehren konnte. Das Ziel war ein paar Zentimeter zu früh für den Dresdner, der daraus sicherlich lernen wird. Schade, denn bei der guten Form des WM-Dritten mit der Staffel, wäre durchaus eine ähnliche Platzierung wie über 1500 Meter (Platz 8) möglich gewesen. Am Ende kam Paul Herrmann auf Platz 17, während der Niederländer den neunten Rang belegte. In der kommenden Woche vor heimischen Publikum wird der “Publikumsliebling” sicherlich noch einiges mehr anstreben.
Robert Becker belegte auf dieser Strecke Platz 25, während im Finale der Koreaner Noh den Weltcupführenden Thibaut Fauconnet sowie den US-Amerikaner Travis Jayner auf die Plätze verwies. Im Weltcup liegt Fauconnet mit 2800 Punkten weiter in Führung vor Noh (2512) und Jayner (2080).
Bei den Frauen sorgte Josephine Meschnik mit Platz 20 für die beste Platzierung der DESG. Die Dresdnerin war nur knapp am Finale des Hoffnungslaufes gescheitert. Bianca Walter (Platz 27) sowie über 1000 Meter Julia Riedel (24) und Christin Priebst (25) scheiterten bereits in den Viertelfinals der Hoffnungsläufe.
Über 500 Meter errang die Kanaderin Marianne St.-Gelais ihren dritten Saisonsieg und verwies die Chinesin Liu und die Italienerin Valcepina auf die Ränge zwei und drei. Im Gesamtweltcup werden jeweils nur die besten drei Strecken gewertet, so dass die Chinesin Zhao mit der Optimalpunkzahl 3000 vor der Kanaderin St.-Gelais ebenfalls 3000 und Chinesin Liu (2400) führt. Nach dem Weltcup in Dresden wird dann das Gesamtergebnis neu berechnet, da dann jeweils die besten vier Ergebnisse aus den Weltcuprennen in das Gesamtergebnis einfließen.
Die US-Amerikanerin Katherine Reutter unterstrich mit ihrem Sieg über 1000 Meter abermals ihre derzeitige überragende Form. Die Koreanerinnen Hwang und Kim belegten die Plätze zwei und drei. Im Weltcup führt Reutter mit 2800 Punkten vor der Chinesin Zhou (2400) und der Koreanerin Yang (2000).
Eine faustdicke Sensation gab es zum Abschluß der Staffelrennen, die Niederländer siegten bei den Herren vor Frankreich und Kanada. Da es zwei europäische Teams auf die ersten beiden Plätze des Weltcups geschafft haben, gab es schon viele Jahre nicht mehr. Die deutschen Herren belegten nach dem Sturz vom Vorlauf am Ende Rang 12.
Bei den Damen behauptete sich China vor Kanada und Italien. Die DESG-Staffel belegte den neunten Rang.
Nach den überraschenden Staffelergebnissen von Moskau, sind die deutschen Staffeln fast chancenlos auf einen WM-Start. Doch insbesondere für die Herren kann sich noch die Hintertür über das Timeranking öffnen. Die Regel sagt aus, dass die besten 8 Teams im Gesamtweltcup für die WM qualifiziert sind. Ist der WM-Gastgeber im Weltcup nicht unter den ersten Acht, wird er anstelle des Achten an der WM teilnehmen. Dies trifft bei Damen und Herren in diesem Jahr zu, denn Großbritannien ist nicht unter den ersten Acht. Eine zweite Einschränkung ist das Timeranking. Die drei schnellsten Teams im Weltcup sind automatisch für die Weltmeisterschaft gesetzt. Das sind im Moment Südkorea, Kanada und Italien. Hinzu würden dann noch die vier besten Teams im Weltcup kommen, USA, Niederlande, Frankreich und China. Das Timeranking ist deshalb interessant, weil die Zeiten fast aller Teams eng beieinander liegen, Italien als Dritter (6.48,933) liegt hier nicht einmal zwei Sekunden vor der deutschen Mannschaft (6.50,792). Mit der Rückkehr von Robert Seifert und der stark verbesserten Form von Paul Herrmann ist es nicht ausgeschlossen, dass die DESG-Herren bei einer guten Laufansetzung auch die Zeit der Italiener knacken können und über das Timeranking die WM erreichen. Dazu gehört sicherlich viel Glück, aber was mit den Zuschauern im Rücken möglich ist, haben die Deutschen vor Jahresfrist bei der EM bereits bewiesen. Damals wurden die Herren Zweite, ihre beste Zeit waren 6.44 min.
Für die Damen ist der Rückstand zum dritten Platz der Zeitliste dagegen ungleich größer, so dass es sehr schwer wird noch den Sprung nach Sheffield zu schaffen.
Am kommenden Wochenende findet von Freitag bis Sonntag der Weltcup wieder in Dresden statt, für die Athleten eine angenehme Reise, denn die Stimmung in der Elbmetropole erwies sich in den beiden vergangenen Jahren als einzigartig.