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Himmelhoch jauchzend − zu Tode betrübt

Author: Gastauthor Saturday, November 7th, 2009 No Commented Under: Short Track
DESGphoto Paul Herrmann DESGphoto / L. Hagen

Zwischenbilanz nach den Vorrundentagen des dritten von vier Shorttrack-Weltcups in Montreal (Kanada):

Unterschiedlicher könnten die Gefühlslagen an jedem Freitagabend in der Montrealer Maurice-Richard-Arena kaum sein. Während die deutsche Männer-Staffel mit einem bärenstarken Auftritt das Halbfinale erreicht hat und damit auf dem besten Weg ist, sich einen Startplatz für die Olympischen Winterspiele zu erlaufen, hockten die vier deutschen Damen nach ihrem Lauf wie ein Häufchen Unglück hinter der Bande: Pechvogel Bianca Walter sowie Christin Priebst, Julia Riedel (alle Dresden) und Aika Klein (Rostock). Zuvor hatte der Schiedsrichter das DESG-Quartett wegen einer Behinderung disqualifiziert. Das heißt: null Punkte für diesen Weltcup. Um sich noch für Vancouver zu qualifizieren, müsste das Frauenteam in Marquette sehr weit nach vorn kommen, möglicherweise bis ins Finale. »Nichts ist unmöglich, man hat ja gesehen, dass sie laufen können, sie sind bis fast zum Schluss am Olympiasieger drangeblieben«, sagt Bundestrainer Éric Bédard, der noch kurz zuvor hart mit dem Schiedsrichter debattiert hatte, weil er die auslösende Situation anders gesehen hat.

Nicht nur er. Auch Beobachter aus unbeteiligten Nationen wunderten sich. Was war geschehen? Deutschland lag in den ersten beiden Runden in Front. Gleich nach dem zweiten Wechsel wollte die Südkoreanerin innen an Bianca Walter vorbeigehen, schaffte es aber bis zur Kurve nicht ganz, so dass die Deutsche auflief und beide strauchelten, beide Staffeln verloren sechs Sekunden auf die nun führenden Japanerinnen. Bédard: »Ich habe erwartet, dass Korea disqualifiziert wird.« Der Schiedsrichter, der sich die Entscheidung nicht leichtgemacht und Videowiederholungen aus drei Perspektiven angesehen hatte, sah es aber schließlich anders.

Dagegen freuten sich Paul Herrmann, Tyson Heung, Robert Seifert (alle Dresden) und Sebastian Praus (Mainz) riesig über ihren Einzug ins Halbfinale, der allerdings ziemlich knapp war. Paul Herrmann, der als Schlussläufer eine halbe Sekunde vor Frankreich ins Ziel lief, meinte: »Tyson hat uns heute gerettet, indem ihm das entscheidende Überholmanöver gelungen ist. Wir waren alle sehr nervös, weil es um so viel geht, und konnten unser wahres Leistungsvermögen erst in den letzten Runden zeigen. Vielleicht sind wir da am Sonntag schon gelassener.« Dann treffen die deutschen Männer im Halbfinale auf Olympiasieger Südkorea, die USA sowie Großbritannien. Der Erste und Zweite erreicht das A-Finale, der Dritte und Vierte das B-Finale. Jeder Platz besser als Rang der achte, der schon sicher ist, bringt mehr Punkte hinsichtlich der Olympiaqualifikation. Die Summe der Weltcuppunkte aus Montreal und Marquette ist maßgeblich für die Olympia-Startplätze. Kanada ist gesetzt, sieben weitere Plätze sind noch zu vergeben.

Tyson Heung hinterließ auch auf den Einzelstrecken einen sehr guten Eindruck. Er erreichte das Achtelfinale sowohl über 500 Meter (am Sonntag) als auch über 1000 Meter (am Sonntag). Dasselbe gelang mit couragierten Auftritten auch Aika Klein. Noch im Rennen sind außerdem noch Christin Priebst (1000 m) und die Grafingerin Susanne Rudolph (500 m).

Spitzenzeiten blieben in Montreal aus. »Das Eis ist sehr weich«, sagt Paul Herrmann, »es verzeiht keinen Fehler. Der alte Fuchs Tyson Heung oder die Kanadier kamen besser damit zurecht als ich und viele andere.« Dafür überzeugten die Gastgeber mit einem guten Sicherheitskonzept. Die fehlende feste Bande macht ein Nachgeben der Matten nach außen möglich, wodurch Stürze in den allermeisten Fällen glimpflich ausgingen.

»Die Staffeldisqualifikation der Damen ist ein großer Rückschlag auf unserem Weg, vielleicht war es eine Konzession an die Shorttrack-Weltmacht Südkorea«, sagte DESG-Mannschaftsleiter Matthias Kulik, »wir werden den Kampf aber keinesfalls für verloren erklären. Wir haben jetzt nichts mehr zu verlieren.  Und in so einer Situation kann man auch über sich hinauswachsen.«

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