Fall Éric Bédard: Ist die Tür doch noch offen?
(Quelle: Maos Heatbox) Vor ein paar Tagen war Éric Bédard, Shorttrack-Bundestrainer von 2008 bis 2010, noch einmal in Dresden – offiziell, um seine Sachen zu packen, nachdem er von der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) überraschend keinen neuen Vertrag erhalten hat. Wie »Maos Heatbox« erfuhr, hat es aber am Rande auch noch ein Gespräch zwischen Éric Bédard und DESG-Präsident Gerd Heinze gegeben, in dessen Ergebnis es zumindest für Bédard so aussieht, dass die Tür noch nicht endgültig zugeschlagen ist. Ein aktuelles Gespräch mit dem 33-jährigen Kanadier.
Es sollte ein Abschiedsgespräch sein. Wenn nicht, wäre es mir aber viel lieber. Zuletzt soll die Atmosphäre bei den Vertragsverhandlungen aber unversöhnlich gewesen.
Ich weiß nicht. Manchmal war die Kommunikation nicht optimal. Ich habe aber bis zuletzt geglaubt, dass wir uns einig werden können.
Sie hatten dieser Tage noch ein Gespräch mit DESG-Präsident Gerd Heinze. Ging es da noch einmal hitzig zu?
Überhaupt nicht, sondern sehr sachlich. Das Gespräch kam kurzfristig zustande. Gerd Heinze wollte sich mit den Sportlern treffen. Es war Zufall, dass ich zu dem Zeitpunkt auch noch einmal in Dresden war. Ich hatte den Eindruck, dass er versucht, sich auch einmal in die Sportler und den Trainer hineinzuversetzen. Ich weiß nicht, mit welchem Ergebnis, und ob es doch noch einen Weg zurück gibt. Ich bin bereit, in Deutschland weiter hart zu arbeiten..
Wie sind Sie verblieben?
Die DESG-Führung ist jetzt erst einmal beim ISU-Kongress in Barcelona. Dort wird das sicher noch einmal besprochen. Vielleicht bekomme ich dann noch einmal eine gute Nachricht, aber jetzt gehe ich erst einmal davon aus, dass ich Dresden verlasse. Ich habe mich diese Woche von den Sportlern und den vielen Freunden, die ich hier gewonnen habe, verabschiedet. Ich habe die Stadt auch liebgewonnen.
Haben Sie einen Lieblingsplatz in Dresden?
Die Eishalle! (lacht) Nun, natürlich die Altstadt. Sie ist so schön und viele Leute sind hier, und trotzdem ist es gemütlich. Und so viele alte Bauten. Überhaupt, die Tradition. In Montreal sind sie ganz stolz, wenn sie ein Volksfest 40 oder 50 Jahre lang machen. Den Dresdner Striezelmarkt gibt es fast 600 Jahre, die Stadt über 800 Jahre, das ist für meine Landsleute unvorstellbar.
Was war Ihr erster Eindruck von Deutschland, als sie vor gut zwei Jahren das erste Mal hier waren?
Mein Gott, wieviele Sprachen sprechen die hier? Es war ja in Bayern, da kam zum Deutsch auf einmal bayerisch, und dann kam Ecki Steckel und hat noch eine ganz andere Fremdsprache gesprochen … aber inzwischen verstehen wir uns blendend, und manchmal verstehe ich auch, was er auf Sächsisch sagt!
Was waren ihre einprägsamsten Momente Ihrer zweijährigen Arbeit? Und welches die größten Enttäuschungen?
Beides zusammen traf an jenem Tag im November in Marquette zu, als die Männer die Olympiaqualifikation geschafft hatten, die Mädels aber draußen waren. Und zuvor hatte Robert Seifert über 500 Meter das B-Finale gewonnen und den 5. Platz belegt. Großartig waren die beiden Ereignisse in Dresden, der Weltcup und die EM. Das Publikum war großartig. Die Damen haben mit dem EM-Titel vor den Olympiateilnehmern gezeigt, dass sie es auch drauf gehabt hätten, in Vancouver zu laufen. Die Winterspiele selbst waren natürlich grandios, Tyson Heungs 5. Platz über 500 Meter riesig. Mit der Staffel hatten wir uns mehr vorgenommen, wir wollten im Halbfinale die Chinesen schlagen, aber sie waren an dem Tag einfach besser.
Dafür haben die deutschen Männer China Wochen später bei den Weltmeisterschaften in Sofia geschlagen und die erste WM-Medaille für die DESG im Shorttrack überhaupt geholt.
Das war der Lohn für eine großartige Kontinuität. Bei allen internationalen Ereignissen der letzten beiden Winter waren die Männer immer mindestens im Halbfinale, immer, ohne jegliche Ausnahme.
Sie galten aber auch als unbequemer Trainer, der Forderungen stellt und vieles ändern will.
Immer alles für die Sportler. Ich habe immer versucht, alles für die Sportler zu machen, den Druck allein auszustehen und von den Sportlern zu nehmen. Und ich habe versucht, das Umfeld noch weiter zu optimieren. Ich weiß, dass nicht immer alles möglich ist. Aber worum man nicht wenigstens kämpft, das bekommt man erst recht nicht.