Schreibstoff aus Berlin
Im Holiday Inn Hotel mussten zusätzliche Stühle her, der Konferenzraum war beinahe überfüllt. Journalisten aus allen Teilen Deutschlands kamen nach Berlin, um sich beim traditionellen Medienseminar fit zu machen für die Saison. Die schnellen Damen, aufstrebenden Männer und die bereits in den Weltcup gestarteten Shorttracker lockten.
Unter der Devise „Frauen-Power“ betraten die Hauptdarstellerinnen die Bühne und stellten sich den Fragen von Moderator Jens Zimmermann. Daniela Anschütz-Thoms blickte auf ein Jahr voller Höhen und Tiefen zurück. „Jetzt habe ich das Ziel, erneut eine Einzel-Medaille mit heim zu bringen.“ Auch Claudia Pechstein will in Vancouver erfolgreich sein – und ihre riesige WM-Medaillensammlung erweitern. Während Sprint-Ass Jenny Wolf sich aufs Heimspiel in Hohenschönhausen freute. „Der Weltcup in Berlin ist für mich fast schon der Höhepunkt des Jahres.“ Begehrt bei den Fragerunden: Anni Friesinger, die nach ihrer Knieverletzung im Dezember wieder das Wettkampf-Eis betritt.
„Wenn man nicht den Mut hat zu verlieren, dann kann man auch nicht gewinnen.“ Nach dieser Devise macht Bart Schouten als Bundestrainer den Männern Beine. Jörg Dallmann erklärte, warum ihn alle „Hugo“ nennen. Stefan Heythausen sprach über einen Sturz vor acht Wochen, der ihm bis heute Schmerzen – in der Brust – bereitet. Samuel Schwarz will nach seinem Bänderriss bei der „Deutschen“ erstmals wieder richtig Gas geben. „Wie in der Fußball-Bundesliga“, staunte später Trainer Schouten, sei das Interesse der Hörfunk- und Zeitungsredakteure an den schnellen Männern gewesen. Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Münchner „Süddeutsche“ waren vertreten.
Über die Entwicklungen bei den Antidopingpflichten (Meldepflicht, Einstunden-Regelung) referierte DESG-Sportdirektor Günter Schumacher. „Da steckt ein gewaltiger Erziehungsprozess dahinter.“ Dennoch gebe es Verbesserungsbedarf in der Transparenz auch zugunsten der Sportler. „Das System ist gut, aber es muss sehr gut werden.“
Gerade vom Weltcuprennen aus Vancouver zurückgekommen, erzählten Susanne Rudolph und Paul Herrmann von ihren Eindrücken aus der Olympiastadt 2010. Und davon, dass es unter dem neuen Trainer Eric Bédard aufwärts geht. Keine Schnittverletzungen (dafür großes Interesse) gab es, als Paul Herrmann den Medienvertretern seine scharfen Kufen als Anschauungsmaterial überließ. Zum Ende appellierte ZDF-Moderator und Schlittschuh-Experte Wolf-Dieter Poschmann in einer Diskussionsrunde dazu, „diesen schönen Sport“ künftig noch attraktiver und konkurrenzfähiger zu gestalten. Für Schreibstoff war gesorgt.