Verabschiedung in Dresden
Im würdigen Rahmen des Shorttrack Weltcups wurden zwei der erfolgreichsten deutschen Athleten der letzten Jahre durch den DESG Präsidenten Gerd Heintze und den Vizepräsidenten Shorttrack Miroslav Kulik verabschiedet. Sebastian Praus aus Dresden und Susanne Rudolph aus Grafing sorgten vor Jahresfrist noch für großartige sportliche Schlagzeilen bei der Europameisterschaft in der Elbmetropole. Sebastian gewann Silber mit der Staffel, später sogar Bronze bei der WM, Susanne Rudolph qualifizierte sich für das Finale der Europameisterschaft. Doch dann trennten sich die Wege, während Sebastian bei den Olympischen Spielen am Start war, wurde Susanne vom DOSB trotz ihrer guten Form und dem glänzenden EM-Ergebnis aus dem Olympiaaufgebot gestrichen. Mit den beiden erfolgreichen Athleten sprach www.speedskatingnews.info.
Eure Karriere ist seit einigen Monaten vorbei, was habt ihr in dieser Zeit gemacht und wie geht es weiter?
Sebastian: Ich bin nun voll in der Bundespolizei eingestiegen. Derzeit arbeite ich in Köln im normalen Dienst. Ich wohne aber weiterhin bei Dresden. Derzeit bin ich im mittleren Dienst tätig, strebe langfristig aber den Aufstieg in den gehobenen Dienst an.
Susanne: Ich habe bis September in meiner Heimat abtrainiert und dort dann auch beim Training unterstützt. Ende September bin ich aus der Bundeswehr ausgeschieden und wollte eigentlich mein unterbrochenes Architektur Studium in München fortsetzen. Das mache ich jetzt aber erst in März, stattdessen habe ich eine Auszeit genommen und einige Zeit in wärmeren Gefilden verbracht, so war ich auf Hawaii. Das war wichtig für mich um die Enttäuschung der Olympischen Spiele zu verkraften.
Ursprünglich sollte heute ein Trio verabschiedet werden, Aika Klein hat sich nun aber doch zur Fortsetzung ihrer Karriere entschlossen. Schließt ihr eine Rückkehr aufs Eis aus?
Sebastian: Ja, ich habe mit dem Thema abgeschlossen. Sport ist eine schöne Phase im Leben, aber irgendwann muss man den Weg zurück finden. Erst im Nachhinein wird einen bewusst welch tolle Lebensphase man mit dem Sport hatte. Andererseits habe ich nun natürlich keinen Druck mehr, viele Freiheiten. Nein ich möchte nicht noch einmal zurück in die Mühle Leistungssport.
Susanne: Nachdem ich aus dem Urlaub zurück war, habe ich gleich ein paar Runden auf dem Eis gedreht. Da merkt man schnell wie anstrengend das ist, wenn man nicht im Training steckt. Es kribbelt natürlich ein wenig, gerade hier in Dresden wo ich die letzten Jahre trainiert habe, aber noch einmal diese Trainingsqualen auf sich nehmen, nein das möchte ich nicht mehr. Die Sportlerzeit war natürlich toll, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Ich bin ja auch zwei Jahre älter als Aika, wäre dann in Sotschi schon 33, was im Shorttrack recht alt ist.
Könnt ihr euch vorstellen, später einmal die Laufbahn als Trainer einzuschlagen?
Sebastian: Da stimmen die Rahmenbedingungen derzeit nicht, man kann das ja nicht nur aus Enthusiasmus machen, auch die finanziellen Rahmenbedingungen müssen stimmen, es muss Perspektiven geben. Das sehe ich im Moment so nicht.
Susanne: Nicht hauptamtlich. Es macht mir aber Spaß mit den Kindern in meiner Heimat Grafing zu arbeiten. Sofern es später die Zeit erlaubt, wäre das eine Sache die ich gern machen würde, mit Kindern zu arbeiten.
Wie seht ihr die generelle Situation im deutschen Shorttrack?
Sebastian: Die Personaldecke ist derzeit zu dünn, wenn jemand ausfällt entsteht ein großes Loch. Was die Männer hier zeigen ist aber schon Klasse, Potential ist vorhanden.
Susanne: Gerade auf meiner Strecke, den 500 Metern gibt es bei den Damen im Moment ein tiefes Loch. Leider ist auch die Personaldecke sehr dünn. Ohne Unterstützung von Bundespolizei oder Bundeswehr kann man diesen Sport fast gar nicht betreiben. Deshalb müssen halt viele aufhören die in das Seniorenalter kommen. Insgesamt haben wir ein junges Team, das schon einige Erfolge aufzuweisen hat. Insbesondere die Frauen waren nach dem Trainertheater um Eric Bedard in ein Loch gefallen. Mit dem neuen Trainer scheint es jetzt wieder vorwärtszugehen, ich bin da sehr optimistisch.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in euren neuen Karrieren.