Pechstein: Was soll ich sagen…?
Als ob die Siegesfeier mitten auf dem Roten Platz veranstaltet worden wäre… Claudia Pechstein hätte auch diese Ehre verdient gehabt. Zwei Jahre nach ihrem letzten Weltcupsieg gleich eine Doublette über 5000 m und 1500 m in Moskau. Zuerst sieben Sekunden vor der als unbezwingbar geltenden Tschechin Martina Sablikova, dann siegreich gegen die kanadisch-niederländische Mittelstreckenfraktion. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, so die Reaktion der 36-jährigen Berlinerin am ARD-Mikrofon. Am russischen Wochenende hatte das Erste den Fokus auf Eisschelllaufen gelenkt – und damit einen guten Riecher bewiesen. Zwar vor weitgehend leeren Rängen, aber mit einem Drive von Claudia, der für die weitere Saison noch viel verspricht. Vor allem im Fokus der fünfmaligen Olympiasiegerin: die Weltmeisterschaften auf den Einzelstrecken im März 2009 in Vancouver.
Die Saison der vierten Plätze ist damit endgültig abgehakt. Es war schon ein verflixter Winter – mit gesundheitlichen Problemen, dem neuen Umfeld mit Norwegens amerikanischem Coach Peter Mueller und immer wieder diesen undankbaren Plätzen „neben“ dem Podium. Nachdem die Heim-WM in Berlin der Allrounderin kein Glück bescherte, sorgte WM-Bronze beim Team Pursuit in Nagano für einen Fingerzeig Richtung Zukunft. Während Besserwisser schon feixten, die Erfolgreiche habe den richtigen Moment für den Absprung bereits verpasst. Von wegen.
„Jetzt kann mich Peter Mueller auch besser einschätzen“, spürt Claudia Pechstein, dass die Trainingsgemeinschaft deutlich besser harmoniert. Eine Operation an der Nasenscheidewand im Sommer scheint auch die gesundheitlichen Sorgen wegzuwischen. „Ich kann einfach viel besser atmen.“ Durchschnaufen zum Erfolg, wie in Moskau mit den Weltcupsiegen Nr. 25 und 26, inklusive neuen Bahnrekorden – die gesamte Fachwelt konstatierte die grandiosen Zeiten (auf einer Flachlandbahn) mit größtem Respekt. Und die Zeitungen veröffentlichen Bilder einer strahlenden Claudi – in der Vergangenheit eine Rarität. Und druckten Statements einer entschlossenen Sportlerin, die nun konsequent Kurs auf ein weiteres olympisches Abenteuer nimmt. 2010 zum sechsten Mal durch die fünf Ringe.
Nicht im Schatten von Claudia Pechstein, sondern ergänzend das unerwartete Podiums-Resultat von Stephanie Beckert. Platz 3 – ein Ausrufezeichen, nachdem die 20-jährige Erfurterin beim Weltcup-Auftakt bereits mit Top Ten-Rängen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Eine deutliche Steigerung ihrer Bestzeit über 5000 Meter – nicht nur Maskottchen Glücki, ein Stofftier, machte gute Miene zum schnellen Spiel.