Klagen gegen DESG
Claudia Pechstein und Anni Friesinger haben Klage gegen die DESG eingereicht. Auch wenn die DESG derzeit noch keinen Hauptsponsor für die neue Saison hat, macht es aus Sicht der Sportlerinnen durchaus Sinn, dass die beiden erfolgreichsten Athletinnen des letzten Jahres vor Gericht eine eine Entscheidung zur Verteilpraxis bei der Vergabe der Sponsorenflächen herbeiführen wollen.
In den bisherigen Athleten-Vereinbarungen war geregelt, dass der DESG vier Werbeflächen für den Hauptsponsor des Verbandes und den Aktiven zwei Logos für private Geldgeber zur Verfügung standen. Diese Athleten-Vereinbarungen sind von Friesinger und Pechstein für die kommende Saison nicht unterzeichnet worden. “Das können sie durchaus tun, aber dann dürfen sie auch nicht starten”, hatte DESG-Präsident Gerhard Zimmermann bei den Mehrkampf-Weltmeisterschaften in Heerenveen noch gelassen auf die Ankündigung der Stars reagiert und zugleich diese Drohung ausgesprochen. Ein Startverbot gilt jedoch als überaus unwahrscheinlich, würde sich der Verband doch selbst seiner Aushängeschilder berauben. “Unsere Klage geht davon aus, dass die Werberechte grundsätzlich unter das allgemeine Persönlichkeitsrecht fallen. Niemand kann gegen seinen Willen zu Werbung verpflichtet werden”, begründete Simon Bergmann von der Berliner Anwaltskanzlei Hertin, die beide Superstars in dem Rechtsstreit vertritt. “Die mögliche Weigerung der DESG, beide Athletinnen für die neue Wettkampfsaison zu melden, würde gegen die Berufsfreiheit nach dem Grundgesetz verstoβen”, fügte Bergmann hinzu.
Sowohl das Management von Anni Friesinger als auch das von Claudia Pechstein hatten seit Monaten versucht, das Verhältnis der Werbeflächen in ein 3:3 umzuwandeln. Vor Gericht klagen die Stars nun aber sogar auf die Nutzung aller sechs Werbeflächen. Die DESG vertröstete beide Athletinnen damit, erst einmal ein entsprechendes Gutachten abzuwarten, das der Deutsche Sportbund in Auftrag gegeben hatte. Am Donnerstag lief das Ultimatum der Athletinnen an den Verband ab, so dass die Klage am Freitag folgerichtig kam. “Ich habe den Verband auch gewarnt: Wenn er es auf einen Kampf ankommen lässt, könnte die DESG ganz leer ausgehen”, meinte Bergmann, der immer noch auf eine gütliche Einigung mit der paritätischen Nutzung der Werbelogos hofft. “Wir wollen dem Verband ja auch nicht die Hosen herunter ziehen. Schlieβlich profitieren doch beide Seiten voneinander”, räumte der Anwalt ein. “Wir haben nicht mehr viel Zeit, die Sponsoren-Verträge müssen jetzt geschlossen werden und nicht am Sankt Nimmerleinstag”, erklärte Pechstein-Manager Ralf Grengel den Zeitdruck. “Es geht uns um eine grundsätzliche Regelung. Wir können deshalb nicht auf ein Einzellogo klagen”, so Friesinger-Manager Klaus Kärcher. Er hatte erst vor wenigen Wochen einen neuen Werbevertrag bis zu dem Olympischen Winterspielen 2006 in Turin abgeschlossen, konnte aber das Logo auf dem Rennanzug der Firma nicht zur Verfügung stellen. “Ich kann doch nicht verkaufen, was ich nicht besitze. Das wäre höchst unseriös”, fügte er hinzu.
Die 1500-m-Olympiasiegerin aus Inzell, die am 15. Mai am Knie operiert worden war, kann seit vier Wochen ohne Krücken laufen und befindet sich nach gutem Heilungsprozess bereits wieder in der Vorbereitung auf die neue Eis-Saison.
Quellen: sid und dpa