Ihle-Brüder: Saisonfazit positiv
Schnelles Brüderpaar feiert Premiere im “Konzert der Großen”
Chemnitzer Nico und Denny Ihle auf gutem Weg | Reserven über lange Sprintdistanz | Trainer mahnt Beharrlichkeit an
Von Thomas Treptow
Ein Beitrag aus der Zeitung Freie Presse, Veröffentlichung auf desg.de (leicht gekürzt) mit freundlicher Genehmigung des Autors
Chemnitz. “Trainer, sag der ,Freien Presse’ ruhig, dass ich das absolute Tier im Training bin”, lacht Denny Ihle und stemmt die Hantel in die Höhe. Coach Klaus Ebert, der seinem Schützling im Kraftraum der Eissporthalle zusieht, ist um eine Antwort nicht verlegen: “Quatsch, du bist ein Faultier”. Alle lachen, auch Nico Ihle, dem ein Dopingkontrolleur der Nada auf den Füßen steht. Aber auch das Wasserlassen klappt irgendwann.
Die Stimmung ist gelöst, nach einer Saison, die für die Eisschnelllauf-Brüder von der Chemnitzer SG vielversprechend verlief. “Ich bin sehr zufrieden. Über 500 m habe ich mich von 37,1 auf 36,4 Sekunden verbessert. Das sind Welten”, wertet Denny Ihle (im Bild rechts) seine Fortschritte. Die zeigten sich vor allem zu Beginn der Saison, als er in Erfurt Meisterschaftsgold über 100 und Bronze über 500 Meter holte. Damit löste er wie sein Bruder, der etwas schwerer in die Gänge kam und auf beiden Strecken jeweils Vierter wurde, das Ticket für die Sprint-Weltcups in Asien (Harbin und Nagano).
Für beide war es die Premiere im “Konzert der Großen” und sie zahlten wie erwartet Lehrgeld. “Mit der Zeitumstellung, dem ungewohnten Essen und anderen Dingen sind wir in China zunächst gar nicht zurecht gekommen”, erzählen sie unisono. Später in Japan lief es schon etwas besser. Wieder in Europa, ließ Nico in Heerenveen mit einem zweiten Rang über 500 Meter in der B-Gruppe aufhorchen. “Mein Saisonziel, in der B-Gruppe unter die ersten Drei zu kommen, habe ich zweimal geschafft. Ich glaube, ich kann schon zufrieden sein”, sagt der 21-Jährige, der nach eigenem Bekunden seine besten Saisonwettkämpfe bei den deutschen Sprintmeisterschaften in der Hauptstadt ablieferte.
Nico Ihle (im Bild links), wie sein Bruder in der Bundeswehrsportfördergruppe bestens abgesichert, landete in Berlin zwei Streckensiege über 500 Meter und wurde im Vierkampf Dritter. Eine noch bessere Platzierung verspielte er auf den 1000 Metern und damit die Qualifikation für die Sprint-WM und für die letzten Weltcups in Nordamerika. “Nico ist im Gesamtweltcup 31. nach Punkten, 28 starten in Calgary. Schade, aber knapp vorbei ist auch daneben”, rechnet Trainer Klaus Ebert vor. Und Nico, der sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp sechs Zehntel über 500 Meter steigerte, fügt an: “Ich wäre schon gern dabeigewesen. Aber jetzt nehme ich es als Motivation und versuche es im nächsten Jahr um so mehr”.
Mit Blickrichtung Olympische Spiele 2010 müssen die Ihles sowieso zulegen. Nach Meinung des Trainers sogar kräftig. “Über 500 Meter ist das in Ordnung. Für das Ziel Vancouver sollten die Schritte aber ein bisschen größer werden. Und über 1000 Meter hapert es gewaltig”, legt Klaus Ebert den Finger auf die Wunde. Doch seine Jungs sind durchaus einsichtig: “Sicher, in punkto Kraft-Ausdauer müssen wir uns verbessern. Sonst sterben wir jedes Mal auf der zweiten Runde. Und die Grundlagen dafür sollten wir schon immer Sommer legen”, meint Denny.
Diese forschen Worte des 22-Jährigen wird sich der Trainer merken. “Ein bisschen mehr Beharrlichkeit und Härte könnten manchmal nicht schaden”, weiß Klaus Ebert und sein Blick geht lächelnd in Richtung des ßlteren, der in seinen Leistungen noch schwankt: “Ich weiß selbst nicht so genau, woran es liegt. Vielleicht muss ich ein wenig konsequenter im Training arbeiten”, mutmaßt Denny Ihle. Falsch liegt er damit sicher nicht. Aber die gute Laune brauchen sich die zwei hoffnungsvollen Sprinter aus Chemnitz deswegen nicht verderben lassen. Einmal kann sich diese Saison absolut sehen lassen. Und der Trainer sagt auch: “Beide klopfen an der A-Gruppe an, und wenn sie weiter an sich arbeiten, schaffen sie es.” Außerdem geht es bald für ein, zwei Wochen in den Urlaub.