Gianni Romme: „Muss Anni bremsen“
Langsam wird es ernst mit der Vorbereitung auf den kommenden Winter. Kondition bolzen ist nicht (mehr) alles. „Es geht jetzt auch darum, die Belastung zu intensivieren, mehr von den Athleten zu fordern“, berichtet Trainer Gianni Romme. Er ist mit seiner Gruppe um Anni Friesinger für knapp zwei Wochen in die Bundespolizei-Sportschule Bad Endorf eingerückt, um die guten Bedingungen für Lauf-, Gleitbrett-, Inline- und Radeinheiten zu nützen. Neben der 15-maligen Weltmeisterin muss im Oberbayrischen auch Sprinter Anton Hahn einen Rückstand aufholen, den er einer Knieverletzung (Meniskus-Einriss) „verdankt“.
Zu Anni Friesinger. Sie hat ihre Reha im Medical Park Chiemsee hinter sich. Und nun?
Gianni Romme: „Sie war anschließend noch eine Woche in den Niederlanden, jetzt haben wir in Bad Endorf endlich mit dem ersten gemeinsamen Training begonnen. Sie absolviert vor allem im Kraftraum ihre Übungen, wie sie es bei der Reha gelernt hat. Ich bin begeistert, wie gut es schon geht. Sie kann viel Rad fahren, hat noch immer gute Kondition. Zwar hat sie ein dünnes Bein, aber sie weiß mit der Situation umzugehen und hat nichts verlernt. Jetzt muss sie ihr Knie wieder an die Rennposition gewöhnen.“
Wie geht es ihr?
Romme: „Sie fühlt sich sehr gut, ist ehrgeizig und ein wenig ungeduldig. Unser nächstes Eistraining in Berlin beginnt am 7. September und da will sie unbedingt wieder in die Schlittschuhe. Ich versuche sie zu bremsen, denn zuerst muss die Kraft wieder in den Beinen sein.“
Wie ist der Zeitverlust durch die Knieverletzung einzuschätzen?
Romme: „Ich sage ihr immer wieder: das große Ziel sind die Olympischen Spiele 2010. Alles, was dazwischen liegt, ist nicht ganz so wichtig. Gut wäre es, wenn sie Ende nächsten Winter eine starke Einzelstrecken-WM fährt. Was davor geschieht, muss man sehen. Ich hoffe, dass sie im Dezember wieder an Wettkämpfen teilnimmt. Wenn sie aber nicht wirklich gut drauf ist, hat auch das keinen Sinn. Bis zu den großen Wettkämpfen bleibt genügend Zeit.“
Auch Anton Hahn wurde am Knie operiert – was war los?
Romme: „Er hatte seit längerem Schmerzen, muss schon vor Jahren einen Meniskusriss erlitten haben. Das wurde jetzt in Ordnung gebracht, die Verletzung ist glücklicherweise nicht langwierig. Er fährt schon wieder Rad und trainiert gut. Seine Rückenprobleme aus der vergangenen Saison hat er behoben, denn sein Oberkörper ist jetzt gut durchtrainiert. Er möchte neu angreifen und wir sind optimistisch, dass Anton wieder an seine besten Zeiten anschließt.“
Zwei Patienten auf der Krankenstation – sind Pamela Zoellner und Judith Hesse wenigstens okay?
Romme: „Die beiden sind gesund und gut drauf, haben sich eingelebt und trainieren begeistert.“
Wie plant Ihr den Weg zum Saisonstart mit der Deutschen Meisterschaft in Berlin (31.10. bis 2.11.)?
Romme: „Nach Bad Endorf wird je 10 Tage zu Hause trainiert, dann in Berlin, nochmals zu Hause, anschließend in Inzell. Es folgt Erfurt. Ja, und dann geht’s schon los mit der Einzelmeisterschaft und eine Woche darauf mit der Weltcupsaison.“
Stimmt es, dass Judith Hesse gern Sushi fürs ganze Team zubereitet?
Romme (lacht): „Ja, wir hatten in Berlin keine Hotelzimmer, sondern ein Appartement. Das ist gut so, denn man geht gemeinsam in den Supermarkt zum einkaufen und kocht miteinander. Das weckt einen prima Teamgeist.“