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Gespräch mit Tyson Heung (EV Dresden)

Author: Redaktion Tuesday, March 22nd, 2005 No Commented Under: Eisschnelllauf

Dresden ist genau so, wie ich mir das vorgestellt habe”

Tyson HeungSeit Dezember 2004 läuft ein Mann für den EV Dresden, der sein Shorttrack-Handwerkszeug in Kanada gelernt hat und dort an der Seite von Olympiasiegern wie Eric Bedard, Jonathan Guilmette, Marc Gagnon und Mathieu Turcotte trainiert hat. Tyson Heung, Sohn einer Deutschen und eines Chinesen, hat einen deutschen Pass und will sich für die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin qualifizieren. Cheftrainer Jürgen Dennhardt hofft, in ihm nicht nur einen weiteren international konkurrenzfähigen Läufer zu bekommen, sondern durch Konkurrenz im Team und gemeinsames Training das Niveau der deutschen Spitze ingesamt anheben zu können.

Wie gefällt es Ihnen in Dresden?

Gut, sehr gut. Ich konnte mir vorstellen, dass mancher nicht so begeistert ist über einen zusätzlichen Konkurrenten, aber ich wurde hier in Dresden wirklich sehr gut aufgenommen und komme mit den Jungs aus der Trainingsgruppe sehr gut klar. Ich habe eine Wohnung in der Dresdner Neustadt und komme immer mit dem Rad auf diese Elbseite zum Training. Halbtags habe ich Arbeit als Lehrer an einer englischsprachigen Schule. Dresden ist genau so, wie ich mir eine alte europäische Stadt vorgestellt habe, so , wie es in den Reiseführen steht. In Montreal haben wir einen Platz, der mit alten Häusern enger bebaut ist, aber das ist nur dieser eine Platz, und hier ist die ganze Stadt so.

Wann haben Sie sich entschlossen, nach Deutschland zu kommen?

Daran gedacht habe ich schon seit zwei Jahren, aber ich wollte erst in Montreal mein Lehrerstudium beenden. Nach Europa zu gehen ist immer ein Stück Lebenserfahrung, aber natürlich habe ich mit Olympia in Turin eine besondere Motivation. In Kanada ist die Konkurrenz riesig, nach Salt Lake hat bis auf Gagnon auch niemand aufgehört. Aber ich will in Deutschland nicht nur nehmen, sondern auch etwas geben, das den anderen Läufern hier etwas bringt. Angeworben hat mich übrigens keiner, es war meine eigene Idee.

Bei Ihren ersten Deutschen Meisterschaften haben sie in allen Entscheidungen eine Medaille gewonnen, aber keinen Titel. Hatten sie nicht auch mit Gold geliebäugelt?

Ja, klar, aber Arian war diesmal einfach zu stark, das geht schon in Ordnung.

Auf jeden Fall sind sie vorn dabei, allerdings war zu hören, dass Ihr Startrecht für Deutschland noch nicht sicher ist.

Das stimmt, aber es sieht schon besser aus als vor ein paar Wochen. Bevor ich mich endgültig entschlossen habe, hierher zu kommen, habe ich alle Regeln genau gelesen. Es gibt überhaupt kein Hindernis; ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft länger als zwei Jahre und bin niemals in einem ISU-Wettkampf für Kanada gestartet. Der kanadische Verband hat grünes Licht gegeben. Nur die ISU war bisher zögerlich, vielleicht hatten sie bisher noch nicht die richtigen Fakten. Ich werde mich in den nächsten Wochen noch einmal selbst um eine Klärung bemühen.

Gibt es einen Unterschied im Training zwischen Deutschland und Kanada?

Naja, die Kanadier sind eben Weltspitze. Aber davon abgesehen finde ich es schade, dass nicht alle deutschen Spitzenläufer immer zusammen trainieren. In Kanada trainieren die besten 16 Männer das ganze Jahr über in Montreal, egal, aus welcher Gegend sie kommen. Diese Konkurrenz ist für alle gut.

Haben Sie Heimweh nach Kanada?

Nein, Heimweh nicht, ich fühle mich hier sehr wohl, aber meine kanadischen Freunde fehlen mir schon. Im Mai werde ich für ein paar Wochen nach Kanada gehen, doch rechtzeitig zur Saisonvorbereitung bin ich wieder hier.

Womit vertreiben Sie sich un Dresden die Zeit?

Durch die Stadt bummeln, Fußball spielen und Deutsch lernen.

Fußball spielen?

Ich meine Tischfußball, mit Paul, Sebastian oder anderen. In Kanada sagen wir zu Tischfußball einfach Fußball, und der Sport auf dem Rasen heißt Soccer.

Haben Sie einen Lieblingswort oder einen Lieblingssatz auf deutsch?

Ein solches Wort ist “geil”. Und mir gefällt der Spruch: “Messer, Gabel, Schere, Licht – sind für kleine Kinder nicht.” Das ist schön!
Gespräch: Matthias Opatz

Tyson Heung führt das Feld an

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