Weltrekord in der Staffel
Am ersten Tag des Shorttrack-Weltcup Finales in Dresden standen die Vorläufe auf dem Programm. Immerhin knapp 600 Zuschauer hatten den Weg in die EnergieVerbund Arena gefunden und sorgten für gute Stimmung, insbesondere bei den Deutschen. Und es sollte sich lohnen, eine dramatische Herrenstaffel mit Weltrekord und Deutschen Rekord, sowie starke Einzelrennen der Deutschen sorgten für zufriedene Gesichter im weiten Rund.
Für das junge deutsche Team ging es vor allem um eine weitere Leistungssteigerung gegenüber dem Weltcup in Moskau. Dies ist auch gelungen, am Ende war jedoch noch einiges mehr möglich. Die Schiedsrichter stoppten leider ausgerechnet die beiden deutschen Topläufer. War der Penalty gegen Robert Seifert über 500 Meter im ersten Lauf durchaus nachvollziehbar, so war der gegen Paul Herrmann über 1500 Meter nicht unumstritten.
Doch das hinderte die DESG Läufer nicht erstmals in dieser Saison gleich sechsmal die direkte Qualifikation für die Viertelfinals bzw. Halbfinals zu erreichen. Die Entscheidungen am Samstag bestreiten Julia Riedel und Robert Becker über 1500 Meter. Für Sonntag schafften dies Robert Seifert und Torsten Kröger (beide 500 Meter) ebenso wie Bianca Walter und Christin Priebst (beide1000). Für die anderen DESG-Läufer, sofern nicht mit einem Penalty bestraft, besteht noch die Chance in den Hoffnungsläufen.
Für die beste deutsche Leistung sorgte Robert Seifert im zweiten 500 Meter Rennen. Nachdem der Dresdner bereits in der ersten Runde von vorn siegte, lief er in der 2.Runde in 41,368 die schnellste Zeit aller Läufer und verfehlte seinen Deutschen Rekord nur knapp. Auch Torsten Kröger lief taktisch clever und qualifizierte sich für das Viertelfinale.
Im Staffelrennen der Damen ging für die deutschen Damen alles daneben, was daneben gehen kann. Erst klappte der Wechsel von Josephine Meschnik auf Bianca Walter nicht, dann stürzte Julia Riedel beim Versuch die Lücke zu schließen und auch noch ausgerechnet dort, wo gerade keine deutsche Läuferin der der Nähe war. Ehe Bianca Walter die gestürzte abklatschen konnte, war das Team bereits einmal überrundet.
Die deutschen Herren wollten über das Timeranking das unmögliche möglich machen und sich noch für die Weltmeisterschaften qualifizieren. Von Beginn an sorgten die Deutschen für ein hohes Tempo. Durch Wechselfehler wurde das Team aber auf Rang vier zurückgeworfen. Dort verlor man immer wieder nach schlechten Wechseln den Anschluss. Doch mit unbändigen Kampfgeist und einen großartigen Schlussspurt von Paul Herrmann gelang noch der Sprung auf Platz 2. Und die Zeit: Südkorea läuft in 6.38,036 einen neuen Weltrekord, Deutschland in 6.41,060 einen neuen Deutschen Rekord. Damit steht Deutschland im Halbfinale und auf Platz zwei des Timerankings. Die ersten Drei dieser Liste sind nach dem Ende des Weltcups automatisch für die WM qualifiziert.
Neben Paul Herrmann gehörten auch Robert Seifert, Robert Becker und Torsten Kröger der neuen Rekordstaffel an, die gleich um 3,55 sec unter der alten Rekordmarke aus dem Vorjahr blieben.
Stimmen:
Miroslav Boyadzijev (nach den 500 Metern): “Wir haben ein extrem junges Team am Start, da müssen wir die Erwartungen etwas dämpfen. Pech hatte Robert Seifert im ersten Rennen über 500 Meter, den Penalty habe ich so nicht gesehen. Ansonsten planen wir langfristig und wollen uns in den nächsten Jahren verstärkt dem Nachwuchs widmen. Im Training wollen wir neue Elemente einbauen, so ist geplant, einmal pro Woche auch Training auf der langen Bahn durchzuführen.”
Hannes Kröger (vor den 1000 Metern): “Ich hatte einen gelungenen Start und lief das Rennen von vorn. Als ich von Innen angegriffen wurde habe ich aus Sicherheitsgründen zurückgezogen. Das war ein Fehler, denn mein Gegner war noch gar nicht an mir vorbei. Durch das abbremsen ist eine Lücke entstanden die ich nicht schließen konnte. Insgesamt bin ich aber wieder auf dem aufsteigenden Ast. Nach den Weltcups in Nordamerika ging bei mir nicht mehr viel zusammen, erst Ende des vergangenen Jahres wurde es besser.
Meine stärkste Strecke sind derzeit die 1000 Meter, dort war ich in den ersten Weltcups auch am Besten. Ich habe vor 10 Tagen erfahren, dass ich hier starten werde. Ich bin schon gespannt auf das Training auf der Eisschnelllaufbahn, dort bin ich zuletzt als Kind gelaufen.”
Elisa Lenke (nach den 500 Metern): “Ich hatte einen guten Start erwischt, konnte das Tempo meiner Gegnerinnen dann aber noch nicht halten. Insgesamt habe ich zum Vorjahr aber einen deutlichen Leistungssprung gemacht. Ich sehe meine Stärke hauptsächlich im Sprintbereich und bin schon gespannt welche Zeit ich über 500 Meter auf der langen Bahn laufen kann.”
Josephine Meschnik (nach den 500 Metern): “Schade dass ich den Fehlstart gemacht habe, dann habe ich beim zweiten Start zu lange gewartet und gleich einen Rückstand. Die Zeit war ganz ok, ich habe auch einen großen Sprung gemacht gegenüber dem Vorjahr. Leider kann ich bei der Junioren-WM nicht starten, da ich erst ab kommender Saison für Deutschland bei Titelkämpfen starten darf. Ich bin noch nie auf der langen Bahn gelaufen und bin sehr gespannt wie das wird.”
Leon Kaufmann-Ludwig: “Ich unterstütze hier das Org-Komitee. Mein Saisonhöhepunkt ist das Europacup-Finale in München. Den Sprung zur Junioren-WM habe ich knapp verpasst. Die Disqualifikation von Paul Herrmann kann ich nicht verstehen, ansonsten ist das sehr interessant für mich hier und ich kann einiges lernen. Da alle Topläufer aus Deutschland in Dresden trainieren, fehlt uns in München leider etwas die Konkurrenz. Ich versuche mir hier einiges von der Technik abzuschauen, zum Beispiel wie die Amerikaner sich in die Kurve legen.
Bianca Walter (vor den 1000 Metern): “Es fehlt bei mir immer nur ein bisschen zum Weiterkommen, diese Kleinigkeiten stelle ich dann nächstes Jahr ab. In diesem Jahr endet auch meine Schulausbildung, so dass dann sie Doppelbelastung nicht mehr so da ist. Unter Mike Kooreman ist das Training hart, aber das bringt uns voran. Ich hoffe, dass wir mit den Zuschauern im Rücken hier etwas in der Staffel erreichen können.”
Robert Seifert (nach der Staffel): “Wir hatten geplant über das Timeranking die Quali zur WM noch zu schaffen. Deshalb sind wir von Beginn an Vollgas gelaufen. Die Zeit ist natürlich sensationell, besser als erwartet. Wir haben bis zum Schluß gekämpft, Paul und ich sind etwas mehr gelaufen, der Einsatz hat sich gelohnt. Ich war bis Mitte Dezember verletzt und bin sehr glücklich, dass ich wieder zur Spitze gehöre. Im ersten 500 Meter Lauf war ich zu ungeduldig. Ich bin es gewohnt die 500 Meter von vorn zu laufen, hätte ich noch zwei Runden gewartet wäre ich sicher locker vorbeigelaufen. So muss ich mit der Disqualifikation leben.”
Efi Papakonstanti: “Ich bin sehr zufrieden, neue Bestzeit über 500 Meter, gutes Rennen über 1500 Meter. Das ist hier eine tolle Erfahrung für mich. Ich trainiere im Moment noch in Oberstdorf, beende aber demnächst meine Schule und hoffe dann über die Bundeswehr auch nach Dresden wechseln zu können. Sollte dies nicht klappen, will ich in Innsbruck studieren.”