Shorttrack-EM 2010: Susanne Rudolph Vierte über 500 Meter
Gänsehaut, Riesenstimmung und Dramatik pur, die Europameisterschaft in Dresden bietet alles was sich die Gastgeber gewünscht haben. Und die Sportler der DESG leisten ihren Beitrag, beide Staffeln im Finale, Paul Herrmann und Susanne Rudolph noch mit Medaillenchancen im Einzel.
Der Weg von Susanne Rudolph ins Finale bot alles was Shorttrack so attraktiv macht. Nach einem klassischen Fehlstart lag Susanne Rudolph im Viertelfinale nur auf Rang vier und konnte bis in die letzte Kurve an dieser Position nichts verändern. Dann behinderte Veronika Windisch die Italienerin Valcepina, diese kam zu Fall. Windisch wurde disqualifiziert. An der Ungarin zog Susanne Rudolph noch vorbei und war plötzlich Siegerin des Viertelfinallaufs.
Auch im Halbfinale sah es lange so aus, dass es für die Grafingerin nicht reicht, auf der Zielgrade schob sie den Schlittschuh doch noch an der Britin Lindsay vorbei und stellte als Zweite in 44,292 einen neuen Deutschen Rekord auf. Ganze 0,004 Sekunden hatte Lindsay Rückstand.
Die etwa 1400 Zuschauer in der Freiberger Arena hofften auf einen weiteren Coup im Finale, doch das Rennen war schon in der ersten Kurve entschieden, die Ungarin Huszar drängte von Außen nach Innen und Susanne Rudolph musste zurückstecken. Der dadurch entstandene Rückstand war in den nachfolgenden Runden nicht mehr wettzumachen. Arianna Fontana siegte auch über 500 Meter vor der Tschechin Novotna. In der Gesamtwertung liegt Susanne Rudolph auf dem sechsten Platz.
Bei den Herren waren nach dem frühen Ausscheiden von Tyson Heung die anderen Favoriten im Finale unter sich. Auch hier kam es kurz vor dem Ziel zu einer dramatischen Situation. Der Brite Eley zog kurz vor dem Ziel am Führenden Fauconnet aus Frankreich vorbei, dieser revanchierte sich unfair, so dass beide stürzten. Dahinter lief der Franzose Chataignier der durch den Sturz ebenfalls zu Fall kam. Das wäre die Chance für den Vierten gewesen, doch der Italiener Rodigari war früh gestürzt und lag schon zu weit zurück. Maxime Chataignier lief schließlich als Erster ins Ziel. Rodigari übernahm mit seinem dritten Rang die Führung, während Fauconnet nach der Disqualifikation leer ausging.
Susanne Rudolph war trotz der knapp verpassten Medaille sehr glücklich: “Auch wenn es nur die Holzmedaille war, bin ich sehr zufrieden. Ich habe mich schon gestern gut gefühlt, dass es dann aber für das Finale vor dem großartigen Publikum reicht, hätte ich nicht gedacht. Trotz allem ist dieser Erfolg keine Entschädigung für die verpasste Olympiaqualifikation.
Dramatik pur dann im ersten Halbfinale der Staffeln. Das bulgarische Team brachte die deutschen Frauen früh zu Fall. Die Niederlande und Polen hatten so früh schon mehr als eine halbe Runde Vorsprung. Die mittlerweile überrundeten Bulgarinnen behinderten das deutsche Team später nochmals, doch dann starteten die Deutschen unter dem Jubel der Zuschauer eine Aufholjagd, überholten Polen fünf Runden vor dem Ziel und liefen ins Finale. Überraschend dagegen das Aus für Italien. Nach einem selbstverschuldeten Sturz zu Beginn des Rennens, waren die Italienerinnen ohne Chance.
Die deutschen Herren lieferten sich einen spannenden Zweikampf mit Frankreich, immer wieder wechselte die Führung. Doch nach starken Schlußrunden insbesondere durch Robert Seifert und dem Schlußläufer Paul Herrmann zog das deutsche Team noch an den Franzosen vorbei. Dabei verbesserte die Staffel den deutschen Rekord um mehr als zwei Sekunden. Ein Kuriosum gab es im ersten Halbfinale der Herren, ein Kampfrichter geriet zwischen die Läufer und brachte die Niederländer zu Fall. Das Rennen wurde abgebrochen und musste neu gestartet werden. Dort siegten die Italiener.
Im Anschluss stellte sich ein euphorisiertes Herrenteam den Fragen von speedskatingnews.info: “Es war so geil, ich hatte eine Gänsehaut bei dem Krach als wir auf das Eis kamen”, diktierte Paul Herrmann, Robert Seifert ergänzte: “es war die beste Stimmung die ich je beim Shorttrack erlebt habe”. Sebastian Praus erklärte die teilweise schlechteren Wechsel: “Paul schiebt mich an, er ist etwas leichter als ich, deshalb sind diese Wechsel nicht ganz so gut.” Auf das erste Halbfinale angesprochen sagte Tyson Heung: “Ich habe so was schon mal in Calgary erlebt, da war der Läufer auf dem Weg zum Weltrekord und ein Kampfrichter lief in seine Bahn. Das war natürlich bitter.” Obwohl für die deutschen Shorttracker Medienauftritte eher selten sind, begeistern die Shorttracker mit ihrer offenen Art die 70 in Dresden akkredetierten Journalisten und haben auch unter diesen den einen oder anderen Fan gewonnen.