Olympische Splitter: Quartier bezogen
Die Shorttracker haben zusammen mit den Eisschnellläufern als erste deutsche Olympiateilnehmer das Olympische Dorf in Vancouver bezogen. Sie haben jetzt genau acht Tage Zeit, sich zu akklimatisieren, die Zeitumstellung zu verdauen und sich auf ihren ersten Start vorzubereiten. “Für das Training hat unser Trainer Éric Bédard schon alles perfekt vorbereitet und gebucht”, sagt Sebastian Praus, “wir werden jeden Tag auf Eis trainieren, manchmal auch zweimal. Teils in der Olymia-Arena Pacific Coliseum, teils in einer Trainingshalle.”
Der 29-jährige Sachse, der für Olympia Mainz startet, hat seinen ersten großen Auftritt gleich am ersten der fünf Shorttrack-Abende. Seine Spezialstrecke, die 1500 Meter, werden am Sonnabend, den 13. Februar, komplett entschieden: 17 Uhr Vorläufe, 18.18 Uhr Halbfinals, 19.18 Uhr B- und A-Finale. Praus hofft sehr, dass er dann noch dabei ist. »Ich hatte in Turin einen 10. Platz über 1000 Meter geholt. Das ist mein Maßstab. Die Top-10 strebe ich an, auch wenn es sehr schwer wird«, so Praus. Die vier Jahre hartes Training sollen nicht vergeblich gewesen sein.
Bis zum Abflug hatten die deutschen Shorttracker in Dresden trainiert. Nur einmal wurde Sebstian Praus “ausgeflogen”. Nach dem Europameisterschaften, wo er mit der Staffel Silber gewann, war er Studiogast beim Südwestfunk im Mainz. “Sie haben zehn Minuten unserer Sportart Shorttrack gewidmet, das fand ich ich sehr in Ordnung”, meint Praus, “neben dem Gespräch mit mir wurden EM-Szenen und O-Töne von anderen Shorttrackern eingespielt.” Überhaupt fand er, dass das Medieninteresse zugenommen hat. “Vielleicht können wir mit unserem olympischen Auftritt dafür sorgen, dass der Stellenwert dieser fantastischen Wintersportart in Deutschland weiter steigt.”
Aber auch für die Freizeit in Vancouver ist Sebastian Praus bestens gerüstet. Im Gepäck ist eine Computerspielkonsole, mit der man unter anderem eine Rockband imitieren kann, mit Gitarre, Schlagzeug und Mikro (das ist für Tyson Heung).
Während die sechs deutschen Olympiastarter in Vancouver alles geben, um Deutschland bestmöglich zu vertreten, können einige, die auch mit vollem Einsatz vorbereitet haben und gern dabei gewesen wären, die Winterspiele nur im Fernsehen verfolgen. Die Damenstaffel hatte die Qualifikation verfehlt. Und zwei Einzelstartplätze, die Deutschland außer dem von Aika Klein zugestanden hätten, wurden vom DOSB zurückgegeben. »Das ist eine Entscheidung, die ich überhaupt nicht gut finde«, sagt Praus, der zugleich Athletensprecher der deutschen Shorttracker ist.
Dennoch trainieren die anderen deutschen Top-Shorttracker weiter, die meisten in Dresden. Denn nach Olympia gibt es noch die Weltmeisterschaften vom 19. bis 21. März in Sofia, eine Woche später werden in Bormio auch noch Mannschafts-Weltmeister ermittelt. Außerdem gibt es vom 20. bis 25. März erstmals Militär-Winterspiele, die im italienischen Aosta-Tal stattfinden und zu deren Programm auch Shorttrack (in Courmayeur) gehört. Praus: “Da viele von uns in der Sportförderung der Bundeswehr sind, ist das ein schöner zusätzlicher Höhepunkt”, sagt Praus, “und da sich die Ereignisse überschneiden, gibt es eine Nominierungschance auch für jene, die ebenfalls hart und auf hohem Niveau trainieren, aber es nicht in die erste Reihe geschafft haben.”
Quelle: Maos Heatbox