Heung: “Die anderen sind schon eifersüchtig”
Der "verlorene Sohn" ist zurück im deutschen Team. "Wir haben ihn schon vermisst" sagt Paul Herrmann. Und Bundestrainer Éric Bédard ist froh, dass er seinen – nun ja: – Landsmann endlich richtig in der Truppe hat, auch im Training. Die Rede ist von Tyson Heung (sprich: Jang), dem in Diensten des EV Dresden stehenden Deutschkanadier.
"Für mich war es auch schön, wieder unter den Jungs zu sein", sagt Heung, "und es war riesig, dass wir es in Sofia gleich mit der Staffel auf Platz drei geschafft haben." Heung war erst kurz vor dem Sofioter Weltcup zur deutschen Mannschaft gestoßen, trainiert hat der 29-Jährige in dieser Saison in seiner Heimatstadt Montreal – teilweise mit der kanadischen Nationalmannschaft, die bekanntlich Weltspitze ist. Die beiden Nordamerika-Weltcups in Kearns und Vancouver hat er für die DESG bestritten, doch dann war der Lebensunterhalt wichtiger : Der studierte Mathelehrer Tyson Heung arbeitet in diesem Schuljahr an einem Gymnasium in Montreal.
Im Dezember 2004 war Heung, der in Kanada aufgewachsen ist, das erste Mal in Dresden. Und die Stadt wurde für Jahre sein zweites Zuhause. "Ich wollte mir meinen olympischen Traum erfüllen. In Kanada war ich zwar nicht schlecht, aber nicht gut genug für die Nationalmannschaft", sagt Heung. Und da der Sohn einer Deutschen und eines Chinesen ohnehin neben der kanadischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft besaß, lag der Gedanke Deutschland nahe.
Und Tyson Heung war ein Gewinn für das deutsche Team, nicht nur wegen seiner Erfolge (Olympia-Siebenter 06 und Europameister 07 mit der Staffel, 500-m-Weltcupsieger 2007), sondern vor allem durch den frischen Wind und seine Erfahrung, die er in das Training der deutschen Mannschaft eingebracht hat. Das Niveau im Training stieg, und auch privat verstanden sich die Ur-Dresdner Shorttracker und der Wahl-Dresdner prächtig.
Dass er nun wieder "richtig" nach Dresden zurückkommt, ist auch das Verdienst seines Quebecer Landsmanns Éric Bédard. "Als ich m Sommer gehört habe, das er Bundestrainer wird, blieb mir glatt die Spucke weg", sagt Heung, "aber ich fand das natürlich gut. Éric hat mich überredet, das ganze Olympiajahr wieder nach Deutschland zu kommen, und er geholfen, dafür die richtigen Partner zu finden."
Mit seinen Einzelergebnissen von Sofia (19. und 23.) war Heung, der zum Weltcup-Auftakt in Kearns über 1500 m Neunter geworden war, noch nicht zufrieden. "Ich war vorher etwas krank und hatte zwei Wochen Trainingsausfall", so Heung, "in Dresden wird es schon besser gehen."
Im Abstand von nur drei Monaten sieht Tyson Heung im Niveau der Nationalmannschaft eine spürbare Steigerung. "Die Mannschaft war schon bei den ersten Weltcups stark, aber jetzt sind wir nochmal deutlich stärker", glaubt er, "Läufer aus anderen Ländern haben plötzlich Respekt vor uns, das habe ich vorher nicht gehört. Ich glaube, dass manche sogar ein bisschen eifersüchtig sind auf einen Trainer wie Éric Bédard!"