2400 Zuschauer feierten in Dresden Shorttrack und die deutschen Läufer
Wer nicht dabeigewesen ist, glaubt es kaum: 2400 Zuschauer feierten am Sonntag eine Shorttrack-Party, die es so in Deutschland noch nicht gegeben hat, und übertrafen die Stimmung vom Sonnabend (1700 Zuschauer) noch einmal. Die deutschen Läufer taten ihr übrigens dazu, denn beim Weltcup-Finaltag in der Dresdner Eis-Arena standen sie zweimal im Finale und dazu dreimal im B-Finale. Abschluss- und Höhepunkt war der dritte Platz der deutschen Männerstaffel hinter China und Südkorea. Zuvor hatte Tyson Heung (Dresden) über 500 Meter das Treppchen als Vierter nur knapp verfehlt. Als Zweite im B-Finale kam Susanne Rudolph (Grafing) auf Rang sechs. Sebastian Praus (Mainz), ebenfalls Zweiter im B-Finale, wurde über 1000 Meter Siebenter, Christin Priebst (Dresden) auf derselben Distanz nach einer (umstrittenen) Disqualifikation im B-Finale Achte.
Schon am Tag zuvor hatte es über 1500 Meter durch die Rostockerin Aika Klein (Zweite B-Finale) sowie Christin Priebst (Dritte B-Finale) und Paul Herrmann (Dritter B-Finale) Top-Ten-Platzierungen gegeben. Insgesamt kamen DESG-Sportler auf Einzelstrecken damit siebenmal unter de ersten zehn – so oft wie bei keinem Weltcup zuvor. Einziger Wermutstropfen in der sehr guten DESG-Bilanz war die Disqualifikation der Damen-Staffel im Halbfinale, was die WM-Qualifikation kostete. Erfolgreichste Nation in Dresden waren die USA mit vier Siegen vor Südkorea (3), Australien (2) und China (1). Die mannschaftliche Stärke der US-Amerikaner auch ohne Olympiasieger Apolo Ohno sowie der Doppelsieg von Tatiana Borodulina (Australien) gehören zu den Überraschungen dieses Wochenendes.
"Nach zwei dritten Plätzen und einer weiteren Finalteilnahme im Weltcup wollen wir jetzt auch bei den Weltmeisterschaften in Wien um eine Medaille laufen", sagte Sebastian Praus, "heute haben wir dafür noch einmal Selbstvertrauen getankt." Der Staffel-Endlauf selbst war spannend und umkämpft: Kanada stürzte zuerst und hatte damit gleich über eine halbe Runde Rückstand, während Deutschland versuchte, an den führenden Chinesen sowie Südkorea dranzubleiben. Dann ein Strauchler des Südkoreaners, der auch Robert Becker tangierte – beide verloren dadurch ein, zwei Sekunden und damit den Kontakt zu China, während die Kanadier in ihrer Aufholjagd wieder Hoffnung schöpften. Doch die Deutschen hängten sich so lange wie möglich an die Südkoreaner und retteten mit einer enormen Energieleistung den dritten Platz vor den schon bedrohlich nahen Kanadiern ins Ziel.
"Das war heute mein Tag", meinte ein überglücklicher Tyson Heung, der gleich zweimal im Finale stand, "ich habe ungewöhnlich gut geschlafen und mich gleich am Morgen sehr gut gefühlt. Ich bin gut gelaufen, hatte aber auch die nötige Portion Glück." Er könne es kaum fassen, wie sich die Leistung der deutschen Läufer in so kurzer Zeit verbessert habe. "Die anderen sind schon ein bisschen eifersüchtig."
Für Paul Herrmann war es "der schönste Wettkampf meines Lebens". Am Sonntag hatte der Dresdner über vier kraftraubende Hoffnungsrunden noch für das 1000-m-Viertelfinale "nachgelöst", das Staffelfinale war sein sechstes Rennen an diesem Tag. "Im Viertelfinale hat es schon ganz schön wehgetan, aber im Staffelfinale hab ich keinen Schmerz mehr gespürt", so Herrmann, "der wurde vom Teamgeist und von diesem phantastischen Publikum einfach überlagert."
Auch die Repräsentanten des Eislauf-Weltverbandes ISU waren von der guten Stimmung in Dresden angetan , so dass es gut sein kann, dass die Europameisterschaften vom 22. bs 24. Januar 2010 am gleichen Ort nicht der letzte internationale Höhepunkt dieser rasanten und kurzweiligen Sportart in Dresden ist.