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Interview: Weltmeisterin Jenny Wolf

Author: Redaktion Sunday, March 11th, 2007 No Commented Under: Eisschnelllauf

Mit Gold, Rekord und Oliver nach Las Vegas

desg.de-Gespräch mit 500-m-Weltmeisterin Jenny Wolf (SC Berlin)

Mit 28 Jahren, davon 20 Jahren auf Schlittschuhen, gewann Jenny Wolf bei den Einzelstrecken-Weltmeisterschaften in Kearns ihre erste WM-Medaille überhaupt – und gleich Gold, und gleich mit zwei Weltrekorden (500 m: 37,04; 2x 500 m: 74,42). Mit der Berlinerin, die sich übrigens selbst mit deutschen J spricht (und nicht englisch mit “dsch”), sprach nach dem schnellsten Rennen einer Frau auf Schlittschuhen Matthias Opatz.

Jenny Wolf, herzlichen Glückwunsch zu dieser kaum für möglich gehaltenen Leistung! Was haben Sie im Moment nach dem Zielenlauf gedacht?

Erstmal nicht an den Weltrekord, sondern an den WM-Titel. Dass ich den haben könnte, habe ich gespürt, dafür war ich weit genug vor Wang im Ziel. Den Weltrekord hab ich gar nicht gleich mitbekommen, ich wusste zwar, das war ein technisch perfekter Lauf – aber die genaue Geschwindigkeit spürt man ja nicht. Und so ganz verarbeitet habe ich das auch jetzt noch nicht, da bin ich noch ziemlich sprachlos.

Sie haben Ihre persönliche Bestzeit in nur einer Woche um 67 Hundertstel verbessert. Wie erklären Sie sich diesen Riesenschritt?

Naja, ich bin ja schon im November in Berlin 37,77 Sekunden gelaufen, und das ist eine Flachlandbahn, da wusste ich schon, ein ebensolcher Lauf in der Höhe würde noch deutlich schneller sein. Vorige Woche in Calgary lief noch nicht alles rund, ich brauche immer eine Weile, bis ich mich an schnelles Eis gewöhnt habe. Ich wusste, hier könnte ich noch einige Zehntel schneller sein. Einen Weltrekord geplant hatte ich aber nicht, ich wollte einfach schneller sein als die anderen.

Sie sind technisch besser geworden, vor allem in den Kurven, was früher ihr Schwachpunkt war.

Man lernt eben nie aus, in dem Fall hat vor allem das Shorttrack-Training dazu beigetragen, das ich sei einigen Jahren mache und vor dieser Saison noch einmal besonders.

Was haben Sie bei der Siegerehrung empfunden?

Als kleines Kind schon habe ich davon geträumt, mal ganz oben zu stehen, und die Hymne wird für einen gespielt und die Fahne aufgezogen. Das hat man ja im Fernsehen gesehen und sich dann selbst in dieser Rolle vorgestellt. Aber inzwischen habe ich in den 20 Jahren, die ich Eisschnelllauf mache, so viele Siegerehrungen erlebt, die waren alle schön, und die eben auch. Ich bin aber so unheimlich froh, dass ich denen, die mir in dieser Zeit geholfen haben und an mich geglaubt haben, mit diesem Erfolg etwas zurückgeben zu können.

Zum Beispiel ihrem Heimtrainer Thomas Schubert?

Genau, seit elf Jahren trainiere ich bei ihm, schade, dass er nicht hier sein kann. Ich möchte ihn grüßen und Danke sagen.

War das das größte Erlebnis in ihrer bisherigen Karriere?

Den Weltcupsieg in Berlin möchte ich auf jeden Fall dazunehmen, auch wenn es keine Weltmeisterschaft war. Das war eine unglaubliche Atmosphäre dort, begeisterte Zuschauer, so viele Bekannte und Freunde, und dann ein perfektes Rennen, wie ich noch nie eines hatte. Das werde ich sicherlich auch nie im Leben vergessen.

Haben Sie Fans mit hier?

Ja, ein paar Eisschnellläufer aus Berlin sind hier, und mein Freund Oliver, der allerdings kein Eisschnellläufer ist. Dem ist es auch vor dem Rennen gut gelungen, mich ein bisschen abzulenken.

Und mit Oliver wird jetzt gefeiert?

Ja, klar, auch. Und am Montag düsen wir beide ab nach Las Vegas. Ich freu mich schon auf den Urlaub.

Las Vegas? Da hat sich schon manches Paar das Jawort gegeben …

(lacht) Davon hab ich nichts gesagt.

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